Spiritusumbau

Ja, es ist möglich, eine Petromaxlampe mit Spiritus zu betreiben. Allerdings nicht in der serienmäßigen Ausführung, sondern man muß – je nach Anspruch – ein wenig Eigenarbeit leisten. Bei allen folgenden Worten beziehe ich mich auf Mailwechsel und persönlichen Erfahrungsaustausch mit Ludwig Gebauer, den Ihr im Petromax-Forum kontaktieren könnt.

Warum überhaupt Spiritus?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Für manch einen ist gutes Petroleum nur zu abenteuerlichen (Apotheker-) Preisen zu beschaffen.
  2. Spiritus hat ein wesentlich nasenfreundlicheres Abgasverhalten.
  3. Gewisse Arten des Umbaus sorgen dafür, daß die Lampe mit wesentlich niedrigerem Druck und wesentlich niedrigerer Temperatur brennt – die Haube (selbst die mattverchromte) läuft nicht an.
  4. Das Licht beim Spiritusbetrieb ist nicht so grell, was die Petromax endlich geeignet macht zur gemütlichen Tischbeleuchtung.
  5. Der Geräuschpegel mit Spiritus (besonders beim Niederdruckbetrieb System Gebauer) ist geringer.
  6. Spiritus rußt nicht! Eine Eigenschaft, die uns beim Umbau technisch zugutekommt.
  7. Wenn es mal kleckert oder sifft, erledigt sich das an den Händen von selbst. Man muß auf der Gartenparty dann nicht gleich zum Waschbecken mit der Handwaschpaste laufen, um zum Essen den Petroleumgeruch wieder wegzukriegen.

Einen Nachteil möchte ich hier auch nicht verschweigen: Gegenüber Petroleum ist Spiritus der entschieden brisantere Brennstoff. Wirft man ein Streichholz in eine Pfütze Petroleum, geht das Streichholz aus. Wirft man hingegen ein Streichholz in eine Pfütze Spiritus, geht der Spiritus an!

Entscheiden muß das jeder für sich, ich übernehme keine Garantie und keine Haftung!

Grundlagen

Der große Unterschied zwischen den beiden Brennstoffen ist der, daß verdampfter Spiritus gegenüber Petroleum das etwa sechs- bis achtfache Volumen entwickelt, dabei aber für eine optimale Gemischbildung weniger Luft benötigt. Es gibt nun im Grunde zwei Möglichkeiten, dieser Tatsache Rechnung zu tragen:

  1. Spiritusumbau Prinzip Hytta Stuga-Cabaña: Hier wird ein Adapter in die Mischkammer eingesetzt, der eine einstellbare Drosselung der Luftzufuhr erlaubt. Die Düse bleibt original 500HK, der Betriebsdruck nach wie vor bei 2 bis 3 bar. Anheizen mit Rapidbrenner ist möglich.
    Leider wird dieser Adapter nicht mehr vertrieben.
    Vorteil: Keine irreversiblen Änderungen an der Lampe. Umrüstung auf Petroleumbetrieb mit wenigen Handgriffen möglich.
    Nachteil: Temperatur und Geräuschentwicklung immer noch recht hoch.
  2. Spiritusumbau Prinzip Ludwig Gebauer: Diese Umbauart ermöglicht den Betrieb bei wesentlich niedrigerem Druck (typ. etwa 0,3 bar) und deutlich gesenkter Temperatur. Hier sind jedoch gravierende Maßnahmen erforderlich, die teilweise „höheres handwerkliches Geschick“ erfordern, z.B. muß die Düsenbohrung aufgeweitet werden. Darüber hinaus sind je nachdem weitere bauliche Maßnahmen erforderlich. Der Druck reicht nicht für den Rapidbrenner, es muß mittels Spiritusschale vorgewärmt werden.
    Vorteil: Deutlich geräusch- und wärmeärmerer Betrieb.
    Nachteil: Irreversible Änderungen und handwerkliches Geschick notwendig. Rückbau auf Petroleumbetrieb nur mit Aufwand möglich.

    Es gibt von diesem Prinzip zwei Umsetzungsarten:
    • Die Bauart Gebauer mit fein dosierbarer Luftdrossel, modifiziertem Tonbrenner und modifiziertem Glühkörper
    • Die Bauart Springmann/DFR mit fester, nicht einstellbarer Luftdrossel, Standard-Tonbrenner und normalem Glühkörper.

Auf alle diese Feinheiten werde ich im Folgenden eingehen und auch Bilder zeigen. Alle Arten des Spiritusumbaus habe ich selbst durchgeführt und kann daher eigene Erfahrungen und eigene Bilder vorstellen. Einige der Bilder sind anläßlich eines Besuchs bei Ludwig entstanden und zeigen seine Lampen, andere sind von meinen Eigen-Umbauten.

Gemeinsam ist allen Umbauarten, daß gerne das sog. Leidenfrost'sche Phänomen auftritt.

Wenn flüssiger Brennstoff mit der warmen Vergaserwandung in Berührung kommt, kann eine schlagartige Verdampfung zustandekommen. Dadurch entsteht ein Gasschub nach oben, unterhalb entsteht Unterdruck, der wiederum vermehrt Brennstoff ansaugt. Dies geschieht mehr oder weniger rhythmisch und je nach Lampe und anderen Bedingungen mehr oder weniger stark, so daß von schnellen Helligkeitsschwankungen bis zum Leuchtturm- Effekt (1 Blink pro Sekunde) alles drin ist.

Abhilfe kann geschaffen werden, indem man den Vergaser mit einer Drahtgazewicklung oder Baumwolldocht stopft – mehr dazu bei den einzelnen Umbauarten.

Ich halte die Beschreibungen bewußt beispielhaft; jeder, der basteln möchte, hat vielleicht andere Materialien oder Werkzeuge und Techniken zur Verfügung – es geht also rein um das Prinzip.

Spiritusadapter Hytta Stuga Cabaña
Hier ein Bild vom eingesetzten Adapter (ohne Haube, die kommt natürlich noch drauf)

System Hytta Stuga-Cabaña

Dies ist vom Aufwand her die einfachste Methode. Der Adapter wird in die Mischkammer eingebaut, ein Klemmring auf den Flammschützer des Rapid-Brenners gesetzt und in das Vergaseroberteil eine Stopfung aus Drahtgaze eingeschoben. Weitere Änderungen sind nicht notwendig.

Soll die Lampe wieder auf Petroleum zurückgebaut werden, nimmt man nur den Adapter und die Vergaserstopfung heraus und entfernt die Drosselklemme am Rapid.

Mehr Info gibt's bei Hytta Stuga-Cabaña auf der Seite zum Spiritusadapter.


System Gebauer

Ziel der Aktion ist, wie oben bereits erwähnt, die Reduzierung von Druck, Geräusch und Temperatur. Dabei ist wieder das größere Gasvolumen des verdampften Spiritus zu berücksichtigen. Um das Geräusch zu reduzieren, muß auch der Betriebsdruck kleiner werden. Um dann wiederum eine ausreichende Menge Brennstoff durch die Düse zu bekommen, muß die Düsenbohrung vergrößert werden. Gleichzeitig muß jedoch die Luftzufuhr gedrosselt werden, und auch das Leidenfrost'sche Phänomen ist zu vermeiden.

Gemeinsam sind beiden Bauvarianten folgende Punkte:

  1. Eine aufgeweitete Düse
  2. Eine Vergaserstopfung mit Drahtgaze und/oder Baumwolldocht
  3. Ein Betriebsdruck von ca. 0,3 bar
  4. Eine Vorwärmschale, denn der Rapidbrenner funktioniert nicht bei diesem geringen Druck.
  5. Eine Luftdrossel am Mischrohr
Düse und eingespannter Draht

Die Düse

Für die Vergaserdüse hat sich ein Bohrungsdurchmesser von etwa 0,4mm als günstig erwiesen. Wie stellt man das nun an? Es mag sein, daß es für Minibohrmaschinen solche Bohrstifte gibt, aber von Hand geführt ist das Ergebnis sicherlich nicht genauer als das des nachfolgend beschriebenen Verfahrens.

Man besorge sich harten Stahldraht mit 0,4mm Durchmesser, z.B. aus einer Drahtbürste oder (Ludwigs Tip) aus einer Kugelschreiberfeder. Davon zwackt man ein Stückchen möglichst schräg ab, so daß sich ein Grat bildet. Dieses Stückchen biegt man so zurecht, daß man das andere Ende gut anfassen kann, führt es von innen in eine 500er-Düse ein und dreht mit leichtem Druck solange, bis der Draht auf der anderen Seite rauskommt. Man kann das Drähtchen auch in die Minibohrmaschine spannen und bei kleiner Drehzahl die Düse „aufnudeln“.


Aufreiben der Düsenbohrung

Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Draht am Ende spitz zu schleifen (Schmirgelpapier oder Schleifscheibe auf der Minibohrmaschine), die Düse einspannen und den Draht mittels einer Zange fassen und durchziehen. Vielleicht gibt es ja sogar paßliche Stecknadeln, denen man nur den Kopf abknipsen muß.

Bei beiden Verfahren sollte die Düsenoberseite mit feinem Schleifpapier entgratet werden.

Wichtig! Der Durchmesser von 0,4mm sollte um nicht allzuviel verfehlt werden. Kontrollieren kann das der Normalmensch eh nicht, aber wer meint, einen 0,5mm-Bohrer nehmen zu können, der irrt: Das ist viel zu groß! Warum ist so ein kleines bißchen mehr „viel zu groß“? Der Grund liegt in der Strömungslehre: Der Durchsatz einer Düse steigt bei gleichem Druck mit der fünften Potenz des Durchmessers, d.h. kleine Änderungen haben sehr große Folgen. Deswegen sind die 0,24mm Düsendurchmesser einer 500er-Düse eben viel zu klein, 0,5mm viel zu groß -- und etwa 0,4mm genau richtig.

Wem das zuviel Aufwand ist oder wer das nicht kann/will: Holger Kämpfe bietet sauber gebohrte und entgratete Düsen mit 0,4mm Durchmesser für Niederdruck-Spiritusbetrieb an.


Die Vergaserstopfung

Hier sind grundsätzlich zwei Arten möglich:

  1. Stopfung mittels Baumwolldocht oder auch Ofendichtschnur
  2. Eine Einlage aus gewickelter Drahtgaze

Da Spiritus nicht rußt, ergibt sich der angesprochene technische Vorteil: Wo kein Ruß anfällt, braucht's keine Düsennadel. Und ohne Nadel ist die obere Führungsstange (Teil 101) ebenfalls unnötig – der Vergaser kann also stramm bis obenhin mit Docht, Dichtschnur oder aufgerollter Drahtgaze (aus Messing, Edelstahl, Alu, egal) gestopft werden! Und da das Exzenterstück(Teil 103) keine obere Führungsstange bewegen muß, kann man – für den Fall, daß Herr Leidenfrost allzu hartnäckig ist – auch das Vergaserunterteil mit Docht oder Dichtschnur stopfen.

Meine favorisierte Methode ist für das Vergaseroberteil eine stramm sitzende Stopfung aus Alu-Drahtgaze und für das Unterteil Baumwolldocht. Wer bei der Bundeswehr an Waffen-Putzdochte herankommt... nicht wahr. ,-)

Der Betriebsdruck

Hier bewegen wir uns dank der aufgeweiteten Düse wirklich im Bereich von 0,3 bar; wenige Pumpenhübe genügen. Allerdings muß man öfter mal nachpumpen.

Das Vorwärmen und Starten

Die Spiritusschale wird einmal knapp befüllt, meist reicht schon eine halbe Füllung – da wird aber jeder seine Erfahrungen am besten selbst machen. Dann wird bei druckloser Lampe die Entlüftungsschraube geschlossen, das Vergaserventil aufgedreht und der Spiritus in der Vorwärmschale entzündet. Durch die Erwärmung steigt der Druck im Tank bereits, so daß nach einiger Zeit mit einem leisen Plopp der Glühkörper zündet. Nun pumpt man einige Hübe nach. Bei vollem Tank genügen schon 10 bis 15 Pumpenhübe für gutes Licht. Nicht auf 2 bar aufpumpen! Das gibt Bruch!

Zum Löschen kann man, wenn das Vergaserventil gut schließt, zuerst das Handrad auf „Zu“ drehen und nach dem Verlöschen und Abkühlen der Lampe, wenn nötig, den Druck ablassen. Will man die Lampe durch Druckablassen löschen, empfiehlt es sich, über die Entlüfteröffnung zu blasen oder die Lampe zu schwenken. Ansonsten besteht die Möglichkeit, daß brennbare Gase sich am Glühkörper entzünden – ich erwähne es, damit mir niemand vorwerfen kann, ich hätte nicht darauf hingewiesen.

Luftdrossel DFR Luftdrossel DFR montiert

Die Luftdrossel

Fangen wir mal mit der einfachen Variante an: Die feste Luftdrossel nach Springmann/DFR. Hierzu nehme man ein Stück z.B. Messing- oder Kupferrohr mit 15mm Außendurchmesser und säge ein 20mm langes Stück ab. Dem einen Ende zugewandt bohre man sodann ein Loch von 6mm Durchmesser. Alle Schnittkanten und die Bohrung sauber entgraten! Jedes Spänchen kann den Glühkörper kosten... Dieses Röhrchen wird bei leicht abgehobenem Innenmantel auf die Vergaserdüse gesteckt, Bohrung nach vorne oben. Dann die Mischrohr-Halteschraube (Teil 21) lösen und das Mischrohr satt und bündig auf das Adapterstück herunterschieben, wieder fixieren – fertig. Funktioniert gut mit 350er-Glühkörpern. Ein klein wenig justieren kann man, indem man die Bohrung im Adapterstück mehr ein- oder auswärts dreht. Es muß aber immer stramm zwischen Innenmantel und Mischrohr eingespannt sein – ein kleiner Luftspalt verändert das Brennverhalten gravierend!

Eleganter und wackelfreier ist es sicherlich, ein Rohrstückchen zu nehmen, das außen auf dem Mischrohr sitzt – also mit größerem Durchmesser – und die Länge so zu bemessen, daß es möglichst stramm in der Mischkammer sitzt. Hier ist aber des Bastlers Eigenleistung gefragt: Da mag jeder seinen Weg finden, das Prinzip ist, glaube ich, klar.


Der „Mercedes unter den Spiritusumbauten“ –
die Art und Weise, wie Ludwig selbst seine Lampen umbaut

Düse und Vergaser

Für die Bearbeitung der Düse und die Stopfung des Vergasers gilt das oben Gesagte. Völlig anders konzipiert ist hier die Luftdrosselung, die halt auch nicht „zerstörungsfrei“ ist; sie kostet mindestens ein Mischrohr, welches für Normalbetrieb mit Petroleum anschließend nicht mehr brauchbar ist. Wer das aber mal voll durchzieht, wird diese Lampe dann gar nicht mehr mit Petroleum betreiben wollen... ¦-}

„... und außerdem ist es immer wieder ein Erlebnis, wenn die Lampe, ohne einen Hub zu pumpen,
einfach so angeht. Ist fast wie bei einer Mehrzylinderdampfmaschine, die zieht auch aus dem Stand los.“
[Willi Springmann]


Die Luftdrossel

Luftdrossel System Gebauer Luftdrossel im Mischrohr
Das Adapterstück Bauart Gebauer aus meiner Fertigung (noch ohne Schraube)

Kommen wir zum Kernstück, der Luftdrossel. Hier werden z.B. zwei ineinander passende Kupferrohrstücke in die vergaserseitige Öffnung des Mischrohres eingeschoben. Ich habe ein Cu-Rohr mit 11mm Außendurchmesser verwendet, auf das ich die abgesägte Muffe eines Fittings gesetzt habe. So ergibt sich ein Außendurchmesser von 14mm bei einem Innendurchmesser von 9,5mm. „Eine Reduzierung von 14 auf 9,5 Millimeter, was soll denn das?“ wird sich nun manch einer vielleicht fragen. Zu bedenken ist hier wieder die Abhängigkeit des Durchsatzes von der fünften Potenz des Durchmessers!

Die Länge sollte eben so paßlich sein, daß die Rohrstückchen bündig mit dem Mischrohr sind oder gar leicht hervorstehen – das reduziert die Luftmenge abermals (wir erinnern uns an das Gasvolumen und den Luftbedarf). Wer die Möglichkeit hat, wird sich vielleicht aus Kupfer-, Messing- oder auch Stahl-Vollmaterial einen paßlichen Einsatz selbst herstellen (abdrehen, ausbohren). Auch das geht.

Luftdrossel System Gebauer mit Einstellschraube Luftdrossel System Gebauer von unten gesehen
Hier das ganze mal fertig eingebaut, von außen betrachtet und von unten in den Innenmantel gesehen

Der Perfektionist wird die Rohrstückchen vielleicht mit Silberlot hart einlöten wollen. Nur zu, kein Problem! Ludwig selbst bevorzugt für den folgenden Arbeitsschritt die temporäre Fixierung mit Sekundenkleber, der sich später wegbrennt. Bei meiner Materialwahl saß der Einsatz von selbst so stramm, daß es keiner Fixierung bedurfte, denn gleich kann das sowieso nicht mehr rausfallen:

Durch das Mischrohr und den Einsatz wird dem unteren Ende zugewandt ein Loch gebohrt, Durchmesser 5mm – die Kernbohrung für ein M6-Gewinde! Selbiges wird nun auch geschnitten. Eine Schraube oder ein Stück Gewindestange mit eingesägtem Schlitz (so lang, daß es ganz eingedreht den Durchmesser ausfüllt) wird dort hineingedreht. Diese Schraube dient der Feinregulierung der Luftmenge. Die Stellung der serienmäßig am Mischrohr vorhandenen Gemischregulierschraube ist übrigens bei Spiritusbetrieb nach unseren Erfahrungen ohne nennenswerten Effekt. Man kann daher gut ein altes Mischrohr, welches diese „Paddelschraube“ noch nicht hat, für den Spiritusumbau benutzen.


Haube mit Bohrung für Einstellschraube

Wer die totale Kontrolle haben und jederzeit überall dran drehen möchte, kann auch noch eine Bohrung an der Haube anbringen, durch welche die Luftdrosseleinstellung bedienbar ist (ich persönlich halte diesen Eingriff nicht für notwendig, weil sich bei mir durch Aufsetzen der Haube nichts spürbar verändert).

Brenner

Auch der Tonbrenner wird modifiziert. Ludwig erklärte, daß die Menge des auf diese Art erzeugten Brenngases nicht ausreicht, um einen 500HK-Glühkörper zu füllen und den Vergaser auf Temperatur zu halten. Das stimmt! Meine dahingehenden ungläubigen Versuche endeten stets damit, daß die Lampe nach ein paar Minuten gurgelte, zurückschlug und ausging. Nimmt man einen kleineren Glühkörper, paßt die Lochgeometrie des Brenners nicht dazu. Ein 250er-Tonbrenner hat leider einen anderen Durchmesser als der 500er, läßt sich also nicht montieren.

Man kann sich nun einen Adapter herstellen, indem man das untere Tonbrennergewinde einer 250er-Gaskammer (Teil 34) auf das obere Mischrohrgewinde einer 500er-Gaskammer hart auflötet. Das funktioniert. Es geht aber auch einfacher: Die äußere Lochreihe eines 500er-Tonbrenners wird von innen mit Auspuffkitt (Gun Gum, Fire Gum oder wie sie alle heißen) zugespachtelt. Damit entsteht in etwa die Lochgeometrie eines 250er-Brenners.


Tonbrenner original und modifiziert
Das folgende Bild zeigt (von links): Original 500er-Brenner, modifizierter 500er-Brenner, original 250er-Brenner

Wichtig ist, daß man die Kittmasse kalt gut durchtrocknen läßt (mindestens einen Tag) und dann eine Stunde bei 200°C oder mehr (z.B. im Backofen) einbrennt. Nimmt man den frisch verkitteten Brenner gleich in Betrieb, so quillt die Dichtmasse auf, was sie an der Auspuffschelle ja auch soll – hier am Tonbrenner jedoch können Blasen entstehen, die den Aufwand wieder zunichtemachen.


Modifizierter Glühkörper
Der modifizierte Glühkörper nach Ludwig Gebauer

Glühkörperwahl

Damit sind wir nachfolgend schon beim Glühkörper. Ich selbst verwende zu bester Zufriedenheit auf einem solcherart modifizierten Tonbrenner einen original 250er-Glühkörper.

Ludwig optimiert noch einen Schritt weiter und sagt: 250er-Socke ist zu klein. Also nehme man einen 500er-Glühkörper und ziehe den Asbestfaden oben heraus. Auf etwa 3/5 Höhe (von unten aus) wird der Faden mittels einer Stopfnadel wieder in den Glühkörper eingezogen (siehe Pfeile). Der Überstand wird oben so abgeschnitten, daß über dem Faden noch genügend Rest bleibt, den man nach innen umschlägt. Nun wird der Glühkörper wie üblich angebunden.


Niederdruck-Manometer

Manometer

Als letzter Programmpunkt erfolgt nun der Manometerumbau. Die serienmäßigen Manometer an den Lampen sind ja ohnehin meist mehr Peileisen als Meßgeräte; im Bereich von 0,3 bar sind sie nun aber schlichtweg überhaupt nicht brauchbar – dieser Druck liegt wohl unter der Anzeigegrenze.

Das kann jeder bei seiner Lampe einmal probieren: Bei vollem Tank 10 Pumpenhübe geben. Da wird sich der Manometerzeiger noch nicht bewegen – eine Spirituslampe nach System Gebauer bringt damit schon eine große, wenn nicht maximale Lichtausbeute.

Man kann das nun sicherlich nach Gefühl einsteuern, alte Lampen hatten ja serienmäßig keine Manometer. Ich mache das auch nach Lichtstärke, Geräusch und Daumendruck – aber ich hatte ja angekündigt, daß wir uns in diesem Abschnitt von der Woge des Perfektionismus tragen lassen. ,-)

So wird bei Ludwig selbstverständlich auch ein paßliches Manometer angebaut. Mir persönlich sieht die Lampe damit zu „technisch“ aus, aber ich will hier nichts unterschlagen, was nicht nach meiner Mütze ist, sondern den Umbau komplett beschreiben.

Derartige Manometer gibt es z.B. von der Firma Wika, http://www.wika.de. Es gibt dort keinen Direktvertrieb, sondern man kann einen nahegelegenen Händler erfragen.

Natürlich kann man diese Manometer nicht einfach aufschrauben, sondern muß wieder handwerklichen Aufstand betrieben. Erst einmal muß das vorhandene Manometer „ausgeschlachtet“ werden; es wird nur das Unterteil mit Gewinde und Dichtung benötigt. Die Anzeigemechanik wird komplett entfernt.

Eine Methode besteht darin, das neue Manometer mit seinem 1/4"-Gewinde auf einen Schraubnippel für Druckluftgeräte aufzuschrauben, welchen man wiederum in die ausgeräumte Manometerkappe weich einlötet.
Nachteil: Trägt durch die Bauhöhe ziemlich auf.

Eine andere Vorgehensweise ist flacher herzustellen: Der Gewindenippel des neuen Manometers wird abgesägt und mit einem M6-Innengewinde versehen. Mittels einer durchbohrten M6-Schraube und Dichtmasse wird dies nun auf dem alten Manometer-Unterteil befestigt.

Wer die Möglichkeit hat, noch an die alte Füllschraubkappe (die ohne Manometer) zu kommen, der erspart sich bei beiden Varianten die Zerstörung des „Peileisens“ und arbeitet nur im reinen Metall. Die Druckablaßöffnung muß ggf. dichtgelötet oder sonstwie gestopft werden. Das Druckablassen geschieht nunmehr durch vorsichtiges Drehen des kompletten Manometers – aber bei nur 0,3 bar Betriebsdruck pfeift's schon nicht zu heftig raus.

So sehen die beiden Arten im Vergleich aus:

Manometer mit Innengewinde
Links die Innengewinde-, rechts die Schraubnippel-Variante
Manometer mit Schraubnippel
Innengewinde-Variante von unten

Petromax 829 Spiritus

Und nun schauen wir uns hier links zum Abschluß eine ganze Lampe converted by Ludwig Gebauer an.

Wie gesagt, sieht etwas technisch aus, aber funktioniert prima. Was hier übrigens nochzu sehen ist: Da der Rapidbrenner bei dieser Betriebsart sowieso unbenutzbar ist, wurde er durch einen Dichtstopfen ersetzt. So umgeht man gleich eine potentielle Undichtigkeit am Kipphebel.

Und immer daran denken:


Spirimax im Wintergarten

Auf diese Art wird aus der Petromax®, die bei vielen (die sie nicht so lieben wie wir) als brüllendes, grelles Monstrum verhaßt ist, durchaus eine dezente Tischbeleuchtung, die bei wenig Geräusch und null Gestank gemütliche Stimmung verbreitet, wie hier bei mir zu Hause im Wintergarten.

Wir würden uns freuen, wenn auch andere sich an einen solchen Umbau heranwagen würden. Bei mindestens drei Leuten ist daraus ein voller Erfolg geworden!

[Nachtrag 09.11.2004]

Die Methode mit der Drahtgazestopfung ist aus meiner Sicht doch nicht das Wahre. Alugaze oxidiert und sammelt Brösel an. Edelstahlgaze läßt sich schwer so eng zusammenrollen, daß innen kein röhrenförmiger Hohlraum entsteht. Für das Hochdruck-Prinzip mag Messinggaze geeignet sein (zumal dort ja auch die obere Führungsstange im Vergaser verbleibt und den Hohlraum füllt) – beim Niederdruckprinzip bin ich damit nicht zufrieden. Und man hat auch seine liebe Not, sowas zu besorgen.

Nach einem Besuch von Ludwig bei uns und einiger Zeit in meiner Werkstatt möchte ich hier noch eine Art der Vergaserstopfung vorstellen, die auch meine „Flackerzicke“ zur Raison gebracht hat. Die ganze High-Tech nützte nichts: Edelstahlgaze im Oberteil, Ofendichtschnur im Unterteil, Glasfaserdocht oben unter der Düse – Leidenfrost schlug erbarmungslos zu. Dann brachte Ludwig die Lösung.

Man nehme:

  1. Ein Stück Blumenbindedraht oder etwas Ähnliches, gut doppelt so lang wie der Abstand der Verdampferwendel von der Verschraubung
  2. Baumwollfaden in gleicher Länge. Für einen 500er-Vergaser sind 4 Fäden Gewehrputzdocht genau richtig.

Nun biegt man aus dem Draht ein „U“ und legt die Baumwollfäden mittig hinein. Der Draht wird verzwirbelt und die Baumwollfäden nach unten glattgestrichen. Dieses Gebilde schiebt man am Draht in das Vergaseroberteil, so daß noch die Dochtenden unten hervorstehen. Wenn man diese Stopfung mal herausnehmen muß, ist es gut, wenn man die Fäden zum Ziehen noch anfassen kann. Zieht man nur am Draht, verkrumpelt sich alles oben im Vergaser – dann muß bei abgeschraubter Düse von oben die Stopfung mit Druckluft herausgeblasen werden. Beim Aufsetzen des Oberteils darauf achten, daß keine Fäden und kein Draht in den Dichtsitz der Vergaserverschraubung kommen!

Einführen des Dochtes

Diese Stopfung hält sicherlich nicht ewig, sondern muß, wenn sie verkohlt ist, dann und wann ersetzt werden. Aber sie ist

Auch dies ist kein „Patentrezept“. Seine Erfahrungen muß jeder selbst machen.


[Nachtrag 18.11.2004]

Wie mir mitgeteilt wurde, läßt sich auch der „Hytta-Adapter“ zusammen mit einer 0,4mm-Düse für Niederdruckbetrieb einsetzen. Offenbar ist der Verstellbreich groß genug. Damit ist eine Lösung gefunden für Anwender, die

[Nachtrag 05.01.2005]

Das oben beschrieben Verfahren läßt sich auch prima nutzen, wenn man aus Ofendichtschnur drei oder vier Kardeele (Einzelfäden) herausdreht und in den Draht einzwirbelt. Klappt bestens und ist verbrennungsfrei! Wenn man dann noch am unteren Ende in den Draht ein weiteres Auge eindrillt und die Fäden überkreuz hindurchzieht, gibt es auch beim Herausziehen keine Probleme.

Danke an Ludwig Gebauer für fachliche Gespräche (per Mail und persönlich) und die Möglichkeit, Fotos zu machen!