GutDing

Typ: HASAG Amor Liliput, Hugo Schneider, Leipzig

Baujahr: Geschätzt um 1925, auf jeden Fall „zwischen den Kriegen“ – nähere Info willkommen

Namensgebung: GutDing will Weile haben. Für den Liter Wasser muss man ihm schon 11 Minuten gönnen…

Anschaffung: November 2007, Flöhmargd Leibzsch ,-)

Zustand: Für sein Alter sehr gut, kaum gebraucht

Besonderheiten

Dieser Kocher machte den Eindruck, als ob er kaum benutzt worden wäre. Angesichts seines vermutlichen Alters garantiert das laternich einen Top-Zustand. Der „HASAG“-Aufkleber ist zwar etwas abgeschrabbelt, aber nicht durch Wärme verfärbt oder abgeblättert.

Konstruktiv ist zu bemerken, dass bei diesem Kocher – im Gegensatz zu den anderen Spirituskochern aus meinem Besitz – die Vergaserdüse oberhalb des Brennstoffpegels im Tank angebracht ist. Das heißt:

  • Das Befüllen der Vorwärmschale durch einfaches Aufdrehen der Spindel ist nicht möglich.
  • Ein Überlaufen der Vorwärmschale oder ein Nachlaufen von unvergastem Spiritus kann nicht passieren.
  • Beim Verlöschen der Flamme (z.B. durch Überkochen, starken Luftzug) tritt kein flüssiger Brennstoff aus, verursacht keine Schweinerei und birgt keine Gefahren.

Da haben sich die Konstrukteure ernsthafte Gedanken gemacht. Hut ab!

Seine Geschichte

Ei vabibbsch, d’r drebbelt!
(Verd*mmt, der leckt!)

So oder ähnlich dürfte es bei seiner ersten Inbetriebnahme geheißen haben…

Den größten Teil seines bisherigen Lebens hat er wahrscheinlich in irgend einem Regal verbracht. Im Schuppen, Keller, auf dem Dachboden oder in der Garage. Und zwar kopfüber! Anders ist es nicht zu erklären, dass die Oberseite (ibs. auch die Vorwärmschale) sehr sauber war, während sich an der Unterseite die Toten sammelten…

Was diesem Kocher aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben bzw. seinen guten Zustand gesichert hat, war eine undichte Lötnaht zwischen Tank und Zuleitung zum Brenner oder vielmehr ein Riss im Tank an dieser Stelle. Milde Druckluft von ca. 0,2bar in den Tank führte zu einer eindeutigen Anzeige der Tröpfelquelle. Nicht weiter schlimm, ließ sich durch Neuverlöten/Aufzinnen beheben – wenn man’s denn mal gefunden hat. Der Tank steht ja nicht unter Druck, da kann man mit solchen Maßnahmen leben.

Was war zu tun?

Im Grunde nur durchsehen und putzen, so dachte ich. Das Putzen ging wirklich mit milden Mitteln vonstatten: Heißes Wasser mit Geschirrspülmittel für das Gestell und Sidol auf’m Lappen für Tank und Brenner. Die Kleinteile wie Tankdeckel, Distanzring und Spindel habe ich ein eine Reinigungslösung für Messingmünzen eingelegt. Die Stopfbuchse an der Spindel musste neu, ich habe sie aus Graphitband gewickelt. Ebenso war die Dichtung an der Schraubkappe unterhalb des Brenners, durch die man an den Docht herankommt, erneuerungsbedürftig. Ein Griff in meine Grabbelkiste förderte eine passende Dichtscheibe zutage.

Der Docht erinnerte mich sehr an die der Spiritus-Glühlichter (einerseits Verdampfungshilfe, andererseits Drucksperre in Richtung Tank): Um eine Drahtstange ist ein Bündel Baumwollfäden gruppiert, umgeben von einem Stück Schlauchdocht.

Das sah auch noch sehr gut aus und bleibt erstmal so in Betrieb.

Wie schon gesagt, das Einlaufenlassen des Spiritus in die Vorwärmschale durch einfaches Öffnen der Spindel ist hier nicht möglich.

An der Füllkappe ist ein kleiner Behälter angelötet, der in den Tank taucht und die zum Vorwärmen passliche Menge Spiritus enthält. Sie wird über dem Brenner ausgegossen, die Spindel geöffnet und die Vorwärmportion angezündet. Nach etwa einer Minute ist der Kocher arbeitsbereit.

Ein paar Gedanken noch… Er ist eigentlich zu schön erhalten, um ihn zu verderben. Er ist aber auch zu schön, um ihn unbenutzt zu lassen (ich bin da ja eh kein Fan von…). Was ich allerdings an Einschränkungen machen werde:

  • Er wird nur selten in Betrieb gehen. Im Gegensatz zum Ballonkocher, der nun wirklich mein tägliches Arbeitsgerät geworden ist.
  • Er wird – wenn – nur kleine Töpfe oder den Erspressobereiter aufgesetzt kriegen. Große Töpfe führen mit Sicherheit dazu, dass der Originalaufkleber vergilbt, verbräunt, verschwärzt oder sich ab- bzw. auflöst.

So sieht es dann im Betrieb aus. Wie gesagt, er ist eher gemütlich mit seinen 11 Minuten für einen Liter Wasser. Ich habe schon Fragen erhalten, ob früher die Töpfe oder Portionen kleiner waren als heute… ,-) Wahrscheinlich

  1. beides
  2. hatte man mehr Zeit. Heute muss ja in der Microwelle alles nach 5 Minuten matschigfertig sein…

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