Typ: Well Straler Standart
Baujahr: Schätzungsweise 1960er-Jahre
Namensgebung: Einen speziellen Spitznamen braucht er eigentlich nicht, der offizielle ist schon prägnant genug
Anschaffung: November 2009, ein Dorf weiter
Zustand: Benutzt mit reichlich Rostspuren des Freiluft-Lebens
Eine ist schon mal die Schreibweise. Viele denken ja, das wäre ein Strahler von der Firma Well und schreiben es dann auch so. Vielmehr ist der Firmenname eben Well Straler, und das Modell der „Standart“. Bei allem, was sich unsere geniale Rechtschreibreform auf die Standarte geschrieben hat, könnte man das inzwischen für die Standard-Schreibweise für „Standard“ halten oder über die Standart philosophieren (gestreckt oder gebeugt, ein- oder beidfüßig)... ,-)
Aber das ist nun mal ein belgischer Hersteller, und da schreibt man das eben so. Dies zur Erklärung am Rande. Die Firma gibt es noch, sie befaßt sich heutzutage mit Gasfeuerstellen und Einbaukaminen, wie auf ihrer Homepage zu sehen.
Im Vergleich mit dem Modell, das Torsten Scherning auf seiner Homepage zeigt, scheint es sich bei meinem um die ältere Bauart zu handeln. Die Griffleiste an der Brennertür, die Wanne bzw. der Hebel unter dem Brenner und das bei mir leider fehlende Typenschild deuten darauf hin.
Auf jeden Fall funktionierte er so, wie er war, anstandslos – ein bißchen hübscher sollte er allerdings noch werden.
Erwähnenswert vielleicht noch, daß der Tank nach dem Prinzip der Sturzflasche oder des sog. intermittierenden Zuflusses funktioniert. Am Tank befindet sich ein Ventil, welches sich durch das Eigengewicht desselben öffnet, wenn man ihn mit kopfüber in Betriebsstellung bringt. Nun fließt erst einmal solange Petroleum in die Auffangwanne unter dem Tank, bis der Flüssigkeitsspiegel höhengleich mit der Austrittsöffnung ist. Dieser Zustand ist stabil, solange kein Petroleum zum Brenner hin abfließt. Öffnet man nun die Spindel am Ofen, fließt Petroleum zum Brenner, und der Pegel in der Wanne sinkt. Nun kann Luft in den Tank aufsteigen und Petroleum nachfließen, bis wieder Gleichgewicht herrscht. Im selben Maße, wie am Docht Petroleum verbrannt wird, fließt es aus der Wanne nach. Der Pegel sinkt wieder, Luft steigt in den Tank, Petroleum fließt nach usw.
Er diente bislang einem Bekannten zur Baustellen- oder Terrassenbeheizung und wurde durch etwas Neueres abgelöst.
Tja, „abgelöst“ ist ein gutes Stichwort... das mußte der alte Lack nämlich auch werden. Es waren so viele Rostpickel darunter, daß mit oberflächlicher Aufarbeitung kein Staat mehr zu machen war. Infolgedessen gab es kalt-warme Wechselbäder in Natronlauge und Citronensäure (bei sowas bitte immer an die Sicherheit denken: Schutzbrille und Handschuhe!), um zuerst den Lack und dann den Rost abzulösen.
Aufgrund der Größe dieses Trumms mußte ich das in einer großen Kunststoffwanne immer Seite für Seite erledigen, um an das Innere der Rückwand, die Aufnahme für den Kanister, kam ich nur mit Abbeizer ran. Da der heutzutage im Baumarkt erhältliche Abbeizer angeblich(!) fast alles löst, in der Praxis aber nur beim Anwender schallendes Gelächter aus (oder bittere Tränen, je nachdem), habe ich mir vom Maler das gute, alte Zeug mit Methylenchlorid drin besorgt (Sicherheitsvorschriften beachten!). Da denkt man dann noch drüber nach, wann und mit welchem Werkzeug man anfängt, den Lack abzunehmen – und da pellt er sich auch schon runter.
Inzwischen bekam der Reflektor eine anständige Politur und das Brennstoffsystem wurde ordentlich durchgepustet. Viel Dreck war an sich nicht drin, denn der Ofen war ja in Betrieb.
Nun ging es ans Lackieren. Die Original-Farbe ist ja irgendwie Hammerschlag-Silber, welche mir bislang aber nicht als hitzefeste Variante untergekommen ist. Tests mit bereits damit lackierten Teilen ergaben aber, daß außer an der Brennereinheit direkt und natürlich der Lasche an der Tür keine für den Lack gefährlichen Temperaturen auftreten. Sicherlich wird er am Brenner irgendwann verkohlen und am Blech um den Brenner herum braun werden, aber so sahen die Reste des alten Lackes ja auch schon aus.
Und was mir immer ganz lieb ist bei Gerätschaften, die auch mal in Innenräumen betrieben werden, ist der Ersatz von Asbest durch andere geeignete Materialien. Im Falle von Dochten nehme ich hier Glasfaser, das hat sich schon beim Knackbootofen bewährt. Die erforderlichen 40mm Breite habe ich nicht bekommen können, aber 2 x 20mm tun's ja auch: Ein Abschnitt wird senkrecht bis unten in die Dochtrinne gestopft, ein zweiter kommt darüber und kuckt oben raus. Zur Sicherheit können die Enden der Schnur mit etwas Ofenkleber vor dem Aufdröseln bewahrt werden. Das funktioniert tadellos, das Petroleum wird einwandfrei durchgeleitet.
Die Heizleistung ist enorm, und – wie ein Holzkamin – gibt der Well Straler schon kurz nach dem Anzünden Strahlungswärme ab. Und ein wenig Geruch. ,-) Die Regulierbarkeit ist zumindest bei meinem Exemplar ein wenig digital; zwischen „an“ und „Aus“ kennt er nicht viel. Auf der oberen halben Skala kommen also Flammen aus dem Brennerkopf, und eine Einstellung auf die untere Hälfte bewirkt nach kürzerer oder längerer Zeit ein Verlöschen.
Möchte man den Well Straler transportieren, läßt man ihn am besten leerbrennen: Solange der Ofen noch in Betrieb ist, wird einfach der Tank herausgenommen (und vielleicht gleich mit dem Ventil nach oben wieder eingesetzt, dann vergißt man ihn nicht). Der Ofen brennt nun solange, bis der Petroleumpegel unterhalb des Brenners liegt. Wer komplett alles raushaben will, muß hinten unter der Wanne die Ablaßschraube öffnen.