Typ: Coleman® 520
Baujahr: 1944 (gestempelt)
Namensgebung: Sowas hatten damals die amerikanischen Soldaten im Gepäck.
Anschaffung: Ende November 2009
Zustand: Reichlich benutzt, abgeschrabbelt, versifft; Pumpe hatte keinen Durchgang zum Tank.
So richtig gibt es eigentlich keine. Das Teil ist halt ein benzinbetriebener US-Militärkocher, dazu von Coleman®. Ach so, dann gibt's ja doch eine Besonderheit: Eine Vorwärmschale am Vergaser, was für Colemänner doch untypisch ist. Sie sorgt aber auf jeden Fall für einen saubereren Start, als es nach der bei Benzingeräten von Coleman® üblichen Art möglich ist. Normalerweise wird erst gepumpt und dann das Handrad eine Vierteldrehung geöffnet. Die Ventilmechanik sorgt dafür, daß in dieser Stellung das Gasgemisch oberhalb des Flüssigkeitsspiegels zum Brenner geführt und zwecks Vorwärmung verbrannt wird, wobei man weiterhin pumpen muß. Ist dies ausreichend geschehen (die Flamme soll sauber und stabil sein), wird das Ventil ganz geöffnet, und flüssiger Brennstff wird zum Vergaser geleitet. Das funktioniert, aber mit Spiritus in der Vorwärmschale gibt's eindeutig weniger Qualm und Gestank.
In der „Zigarrentube“, die am Gestell in einem Klemmhalter befestigt wird, befinden sich Ersatzteile: Ein zweites Vergaserrohr, Filterstopfungen, Düsen, Nadeln und eine Graphitpackung für die Ventilstopfbuchse. Ein „Multifunktionswerkzeug“ hat ebenfalls eine Halterung innen im Gestell.
Sein Erst-Einsatz lag wohl deutlich vor meiner Zeit. ,-) Auf jeden Fall dürfte er fleißig benutzt worden sein, denn das, was ich am Gestell für eine schwarze Lackierung hielt, entpuppte sich nach Vergleich mit anderen Fotos dieser Kocher (bei Classic Camp Stoves gibt's eine Menge davon) als teeriger, rußiger, äußerst hartnäckiger Rückstand.
Solcher saß wohl auch in dem Röhrchen, welches die Pumpe mit dem Tank verbindet, denn es war absolut kein Druck in den Tank zu bekommen.
Als Allererstes war es wichtig, dafür zu sorgen, daß Druck in den Tank kam. Nach dem Ausbauen des Pumpenventils stellte ich fest, daß dieses gängig war, aber auch so keine Luft zwischen Pumpenschacht und Tank zu bewegen war. Es war auch nicht möglich, bei ausgebautem Ventil durch den Schacht in den Tank hineinzuleuchten oder zu sehen. Konstruktionszeichnungen zeigen, daß man bei Coleman® die Pumpe nicht einfach durch den Brennstoff im Tank „blubbern“ läßt, wie man es von Petromax® und Klonen sowie vielen anderen Fabrikaten kennt. Vielmehr sitzt am unteren Ende des Pumpenschachtes eine Kappe, von der ein Röhrchen zur Tankoberseite führt. Das sorgt auf jeden Fall dafür, daß beim Versagen des Pumpenventils nicht der Brennstoff in den Pumpenschacht (oder noch weiter heraus) gedrückt wird.
Bei mir jedoch sorgte es auf jeden Fall erst einmal
für Verärgerung. Es ist nämlich nicht möglich, von außen an dieses Bauteil heranzukommen. Es
blieb also nichts anderes übrig, als den Tankboden zu entfernen – gebördelt und
eingelötet, sehr spaßig also. Ich habe den ganzen Tank warmgemacht und immer stückweise die
Bördelung aufgebogen, bis ich den Tankboden herausnehmen konnte. So kam ich an diese
sch***verd#$%@*°!!! Kappe, konnte sie ablöten und das Luftröhrchen mit feinem Draht
freistochern. Da jetzt ohnehin eine Neulackierung das Tanks nötig war, konnte ich auch gleich
alles innen und außen verzinnen. Dazu gab's Verzinnungspaste, und mein Well Straler leistete beim ganzflächigen Erwärmen gute Dienste: Teile mit
Paste einstreichen, auf das Ofengitter legen und warten, bis alles gleichmäßig verlaufen
ist.
Sodann konnte ich die Pumpe wieder zusammenlöten, den Tankboden einsetzen und erst einmal an einigen Punkten mit Weichlot fixieren. Dann ging es mit dem Hammer Stück für Stück rundherum, bis die umlaufende Kante des Tanks wieder nach innen umgebördelt war. Nun habe ich das Ganze noch einmal ordentlich erwärmt und satt Weichlot in die Bodennaht einfließen lassen. Ein bißchen Nacharbeit war an den Füßen nötig; hier sind Federstücke eingesetzt, die durch Reibung dafür sorgen, daß die Füße nicht lose herumschlackern. Da mußte ich ein bißchen nachrichten.
Nun war alles wieder zusammen, und nach einer Dichtigkeitsprüfung bekam der Tank erneut ein farbenfrohes Oliv. ,-) Auch wenn es nicht original ist, habe ich mich entschlossen, das Gestell ebenfalls zu lackieren, denn der Rostschutz war nach der Reinigung sowieso dahin. Am beständigsten hat sich hier immer noch schwarzer Einbrennlack erwiesen, der bis 600°C wärmefest ist.
Leider sind die beiden Aluschilder mit der Bedienungsanleitung ziemlich unleserlich geworden, obwohl ich sie laternich vom Gestell entfernt hatte, bevor dieses mit den doch etwas schärferen Mittelchen behandelt wurde.
Während die lackierten Teile so vor sich hintrockneten, konnte ich mich über Brenner, Vergaser und Ventil hermachen. Im Grunde war alles funktionabel und beweglich, aber auch ziemlich verdreckt. Auf dem linken Foto sieht man im Vordergrund ein Teil, das ich mal Steuerstange nenne. Im Zusammenspiel mit einer Feder und dem Konus an der Ventilspindel wird sie so bewegt, daß die öffnung unten am Steigrohr verschlossen ist, wenn man die Spindel um die bereits genannte Vierteldrehung öffnet. Dreht man weiter, schiebt die Feder diese Stange weiter nach oben, und sie gibt die Steigrohröffnung frei.
Der abgewinkelte Hebel bedient die Düsenreinigungsnadel, die nach den Worten der Aluschildchen ausdrücklich zwecks Kleinstellung der Flamme verwendet werden darf, denn dies funktioniert über das Ventil nur sehr begrenzt bis digital.
Ein bißchen merkwürdig finde ich die Bauweise des Brenners mit Windschutz: Um die Düse zu wechseln, muß man den Brenner abschrauben, was nur recht gelingt, wenn der Windschutz ab ist, da man sonst nirgendwo richtig anfassen kann. Und den kriegt man nur raus, indem man am Brennerhut die Laschen aufbiegt – ich glaube, das sollte man nicht zu oft machen oder den Brenner wirklich nur eben handfest andrehen.
Interessant ist die Konstruktion der ausklappbaren Topfauflage: Die einzelnen Ausleger werden einfach mit einem Splint als Gelenk befestigt. Ich sage mal: Einfach, billig – und klapprig beim Transport. Aber wenn Gewicht draufsteht, hält das Patent recht ordentlich.
Ach so, ja... Es gibt auch Ausführungen dieses Kochers mit vier Klappfüßen. Diese Variante hier ist aber eindeutig die standfestere, so wie ein Stuhl mit drei Beinen niemals wackeln kann. Warum? – Die Begründung ist eine mathematische:
Durch drei Punkte läßt sich immer eine Ebene legen, denn eine Ebene kann durch drei Punkte definiert werden. Oder durch einen Punkt und zwei Vektoren, die ja aber letztlich von einem Punkt auf zwei andere zeigen, nicht wahr... ,-) Kommen weitere Punkte (ein vierter Fuß z.B.) hinzu, können sie in derselben Ebene liegen, der Stuhl steht dann wackelfrei. Sie müssen es aber nicht, und die Angelegenheit wird kippelig.
Aber egal. Und jetzt: Alles fertig! Tanken, pumpen, anwerfen – Kaffeewasser kochen!