Typ: SMP MilSpec
Baujahr: 1986
Namensgebung: Offiziell dürfte es sich lesen wie State Machine Products, Military Specifications
Anschaffung: Frühjahr 2007
Zustand: Neuwertig, unbenutzt, aber in diesem Zustand trotzdem leider ohne Maßnahmen nicht brauchbar.
Hierüber ist mir nichts bekannt, ich bekam sie neuwertig und unbenutzt – allerdings auch unbenutzbar, denn die Bohrung der Vergaserdüse war viel zu groß. Die Lampe ging nur rußend und qualmend in Betrieb, leuchtete viel zu fett und gelblich. Man sagt diesen Lampen ja nach, daß die Fertigungsqualität auch nicht berauschend sei. Obwohl auf meiner am Schild des Handrades „Made in USA“ steht, findet sich innen in der Haube ein Aufkleber „Made in Korea“. Betrifft das nun die ganze Lampe? Und wenn ja, was davon? Oder ist das Handradschild in den USA, die Haube jedoch in Korea gefertigt? }:-\
Wie dem auch sei; auf dem „Großen Treffen 2007“ bekam ich testweise einen neuen Vergaser, der nach erfolgreicher Inbetriebnahme auch gleich den Eigentümer wechselte. Dank an Erwin Schäfer! Und laternich auch an Jörn Zieling für das Glas!
Dafür, was sie ist, hat sie keine. Aber für den, der sie nicht kennt, hat sie ein paar.
Vorweg: Betriebsstoff ist Benzin. Unter Druck. Bei mir (noch?) eher selten vertreten. Aber diese Lampe eignet sich gut zum Lernen; man beginnt auf der Schattenseite und arbeitet sich zum Licht vor. Per aspera ad astra, „durch Rauhes zu den Sternen“, wie es so schön heißt.
Die erste bauliche Besonderheit ist ein Schraubfach im Tank, welches Werkzeuge, Ersatz- und Verschleißteile wie Schraubenschlüssel, Reinigungsnadel, Glühkörper, Pumpenleder und normalerweise auch Vergaserdüsen beherbergt. Bei meiner fehlten die letzteren, sonst hätte ich sie viel schneller zum problemlosen Leuchten gekriegt.
Eine weitere Besonderheit ist, daß man Lampen dieses Typs – wenn sie denn in Betrieb sind – kaum ohne verrußte Haube und beschlagene Gläser antrifft. Das liegt an der Art, wie diese Lampen laut Bedienungsanleitung zu starten sind: Man soll nach 20 Pumpenhüben das Handrad eine Vierteldrehung öffnen und den Glühkörper mittels Streichholz entzünden. Es gibt keine baulich vorgesehene Vorwärmeinrichtung.
Technischer Hintergrund der Geschichte: Das Handrad betätigt ein Zweiwege-Ventil. Bei der ersten Vierteldrehung wird das Steigrohr aus dem Tank noch nicht geöffnet, sondern nur eine Bohrung, die das über dem Spritpegel stehende Gas-Luft-Gemisch durch den Vergaser zum Glühkörper leitet. Dieses soll daselbst entzündbar sein und nach dem „stetigen Brennen“ den Vergaser ausreichend vorgewärmt haben, damit man das Handrad ganz öffnen und so den Hauptstrom durch den Vergaser schicken kann.
Das liest sich alles sehr schön und hört sich auch fachlich gut an, nur leider klappt es nicht. Zum Anzünden wird tatsächlich ein Streichholz empfohlen. Mit einem halben Meter Brennlänge kann es wohl klappen, den Vergaser ausreichend vorzuwärmen. Selbst mit einem normalen Gasfeuerzeug, auf den Vergaser gerichtet, und fünf Minuten Geduld kommt da keine brauchbare Verbrennung zustande. Diese Lampe ist für das Militär entwickelt und gebaut worden – wenn schon der Start nicht klappt, kann man sich immerhin noch damit trösten, daß ein Reinigen („Nadeln“) der Vergaserdüse im laufenden Betrieb nicht möglich ist. Man muß dazu den Vergaser ausbauen (sonst kommt man an die Düse nicht heran) und selbige mit der Handreingungsnadel aus dem Teilefach durchprökeln. Soviel zum Thema „soldatensicher“.
Mit Benzin von der Tankstelle (Normal bleifrei) kann man da am ehesten Erfolge erleben, mit Waschbenzin 100/140 (gibt den Siedepunktbereich in °C an) ist es mir zumindest nicht möglich, die Vorwärmflamme zu entzünden, was daran liegen mag, daß dieses Stöffchen wenig leichtflüchtige Bestandteile enthält. Sicherlich sind die MilSpecs auch darauf konstruiert worden, mit Autobenzin betankt zu werden. Mir persönlich sind da allerdings heutzutage zu viele Stoffe drin, die die Lampe nicht braucht. Das war damals, als sie entwickelt wurde, wahrscheinlich nicht der Fall. Oder man hat sich (ebenso wahrscheinlich) gar keinen Kopf drum gemacht, was die alles raushaut. Für den Zimmerbetrieb ist diese Lampe ohnehin nicht geeignet; allein die Lautstärke vertreibt jegliche Freude am Schreibtisch. So gern ich dem „Zauber des rauschenden Lichtes“ verfalle – die MilSpec ist ein Brüllaffe.
Was im Gegensatz zu anderen Laternen noch erwähnenswert ist: Die MilSpec hat keinen Glaszylinder, sondern vier Segmente, die in Blechlaschen eingesteckt werden. Man versprach sich davon wohl bessere thermische Stabilität. Dieses Wunschdenken ist widerlegt – das Vorwärmen mit einer Teelichtschale kostete mich ein Glas.
Nun wißt Ihr auch, warum sich ein Kronkorken auf dem Boden meiner Lampe befindet. Dieser faßt genau die korrekte Menge Spiritus, um die Lampe auch mit Waschbenzin rußfrei zu starten. 20 Hübe pumpen, Kronkorken füllen und anzünden, etwas warten... dann die geforderte Vierteldrehung öffnen. Wenn der Glühstrumpf dann sauber brennt, voll aufdrehen. Die Spiritusflamme sollte dabei noch brennen, sonst gibt's wieder Siff und Sodder. Dann langsam und gemütlich noch 20 Pumpenhübe geben, und gut is'.
So vorbereitet, leuchtet eine MilSpec durchaus vom Abend bis in den frühen Morgen ohne weitere Eingriffe.
Ach ja, die Pumpe... Auch die ist wieder was Besonderes. Erstens ist ist sie mit einer Spindel und Konus-Dichtsitz versehen, zweitens muß man beim Pumpen den Daumen auf dem Knauf halten. Also erst die Pumpe zwei Umdrehungen nach links losschrauben, den Daumen auf die Bohrung im Knauf drücken, pumpen, und nach rechtsherum wieder festschrauben.
Pumpe und Brennstoffventil sind somit als „positive shut-off valve“ einzustufen. Gewinde und Konus-Dichtsitz gewährleisten Sicherheit; man ist nicht wie bei Petromax® und Derivaten von einer Feder und einem Gumminippel abhängig, sondern wenn man zuschraubt, ist zu.
Rein theoretisch nichts, denn es war ja eine neuwertige, nie betriebene Lampe. =;-D – doch grau ist alle Theorie. In der Praxis hatte ich nach reichlich fehlgeschlagenen Startversuchen (es ging von unverbrannt auslaufendem Benzin über kleine Verpuffungen bis hin zu rußenden Stichflammen) mehrfach die Gelegenheit, die Lampe ziemlich komplett zu zerlegen. Versuche mit Waschbenzin und Normal bleifrei führten alle irgendwie nicht zu einem wirklich benutzbaren Leuchtobjekt.
Für das Jahrestreffen 2007 packte ich sie ein mit dem Vorsatz, sie loszuwerden. Verkaufen, eintauschen – egal. Nur weg damit an jemanden, der damit umkann. Es gab sogar schon einen Lampenliebhaber, der ein solches Stück aus lauter Verzweiflung mit einem wüstentarnfarbenen Landrover überrollt hat. ,-)
Und dann kam alles anders... ich bekam Ersatz für das zersprungene Glassegment und einen neuen Vergaser. Bei meinem Nachbarn gab's Sprit zu tanken (Danke, Ernst!), und so machte ich mich an erneute Testläufe, brachte sie schließlich zum Leuchten und hab' sie inzwischen doch ein bißchen gern. Mit der Kronkorkenvorheizung geht sie eigentlich ganz fix und problemlos an.
Schön ist, daß auf dem Tank Aufkleber angebracht sind, die Inbetriebnahme, Wartung und selbst Glühstrumpfwechsel beschreiben. Dumm ist, daß die Inbetriebnahme so wie beschrieben nicht gefahr- und rußlos funktioniert.
Die Anleitung besagt sinngemäß:
Versucht man es auf diese Art, verbrennt man sich erstens die Finger beim Versuch, ausreichend brennende Streichhölzer durch die Öffnung zu schieben; zweitens erntet man nur Ruß, Qualm und Gestank, denn das „Umschalten“ von Vorwärmgemisch auf Hauptstrom führt dazu, daß der Vergaser wieder abkühlt und den Brennstoff nicht mehr verdampft, sondern flüssig rausschießt. Sollte man denn den Übergang geschafft haben, führt fast jeder weitere Pumpenstoß zu einem unmittelbaren Aufflackern und Rußen. Ich fühlte mich da an meine ersten Tage als Lampist erinnert (siehe hier).
Nee, den Kronkorken mit Spiritus zu befüllen, anzuzünden und das ganze Procedere so abzuwickeln, daß der letzte brennende Tropfen endgültig den Socken durchzündet – das ist für mich die beste Methode. Irgendwann werd' ich mal was Hübscheres als Ersatz für den Kronkorken basteln. ,-)
Hier sind der Vergaser und der Brenner zu sehen. Auffällig sind die zwei Luftzuführungsrohre. Der Vergaser wird oben unter dem U-Stück eingeführt und dann mit der Überwurfmutter am Ventil verschraubt. Das Brückenstück wird bei aufgedrehter Flügelmutter seitlich aufgeschoben; dreht man die Mutter wieder herunter, sitzen der Brenner und das Tragegestell fest auf dem Tank.
Hier die Vergaserdüse in Detailaufnahme. Der Düseneinsatz ist aus Messing, die Düsenbohrung darin kaum zu erkennen – wie Soldaten im Felde damit der Handreinigungsnadel beikommen sollten, ist mir ein Rätsel, denn in der Regel ist es ja auch dunkel, wenn man Lampen benötigt. Das Vergaserrohr selbst ist aus Aluminium gefertigt und mit einem Docht gestopft, der als Schmutzfilter dienen soll. Der komplette Vergaser ist als Verschleißteil zu sehen, die angegebene Lebensdauer liegt bei ca. 300 Leuchtstunden.
Hier links sehen wir das Tragegestell sowie ein Glassegment. Vier davon sind, wie bereits erwähnt, nötig. Am Kragen (rechts), der zwischen Tank und Tragegestell montiert wird, sind Einfülltrichter und Füllschraube mittels Ketten und Schlüsselringen „unverlierbar“ befestigt.
Der Inhalt des Ersatzteilfachs...wie bereits erwähnt, ist die Bestückung meiner Lampe da nicht vollständig. Ob Glühkörper, die bei schwachem Leuchten einen Schmetterling zeigen und somit der Marke Butterfly® zuzuordnen sind, der „Originalausrüster-Qualität“ entsprechen, vermag ich nicht zu sagen. Bei meiner Lampe waren jedenfalls solche Socken drin. Jede Einloch-250er-Socke sollte problemlos verwendbar sein, eventuell kann man sogar (so sehen sie in meinen Augen aus) auch 150er-Glühstrümpfe verwenden.
So wunderhübsch olivgrün emailliert wie rechts gezeigt präsentiert sich die Haube – wenn sie denn gerade mal nicht verrußt ist.,-)
Und wenn man es denn mal geschafft hat, sie anzuwerfen, sieht es so aus...
Eine Petromax® mit 500HK macht jedoch mindestens dopelt soviel Licht, dafür
aber nur den halben Lärm. Die Petromax® rauscht eigentlich ziemlich
gleichmäßig vor sich hin, die SMP MilSpec dagegen verbreitet ein relativ
häßlich-scharfes Fauchen.
Löschen der Lampe bitte nur durch Schließen des Handrad-Ventils! Am Füllschraubdeckel ist keine eigens vorgesehene Entlüftung angebracht, und das schlagartige Entweichen des Benzin-Luft-Gemisches beim Öffnen des Schraubverschlusses ist der Bart- und Haartracht sicherlich nicht förderlich, wenn es sich an den noch betriebswarmen Lampenteilen entzündet...
Kids, don't try this @ home!
Das Spindelventil schließt sicher, es dauert aber ein paar Minuten, bis die Lampe wirklich verlischt (für Neusprachler: verlöscht). Nach einigen Minuten Abkühlphase kann dann am Schraubdeckel der Druck abgelassen werden.
Von Thomas Salberg kamen noch folgende Infos, die er sich zusammengelesen hat:
[...] noch einige Gedanken zur Ergänzung. Die SMP-Lampen waren die letzte Auftragsserie dieses Lampentyps und wurden, wie ich nachgelesen habe, in Gefängnissen von Strafgefangenen gefertigt. Die Verarbeitung war miserabel, die Toleranzen wurden oft nicht eingehalten, und es ist eine Leistung, diese Lampen in Gang zu bringen.
Zum Fehlen der Vergaserdüsen: Jeder Lampe lagen normalerweise Ersatzvergaser bei. Der Vergaser war billig gefertigt und als Wegwerfprodukt konzipiert. Da wurde keine Düse ausgetauscht.
Zu den Segmenten: Mit thermischer Belastbarkeit hatten die nichts zu tun. Sie waren stoßsicherer, die Segmente brauchen beim Lagern weniger Platz und der Austauch einzelner Segmente war wirtschaftlicher. Also keine technischen, sondern militärlogistische Gründe, denn die ersten Milspec-Lampen hatten noch normale Gläser.
Zum Brennstoff: Der ganze Aufwand mit dem Vergaser wurde betrieben, um die Lampen mit verbleitem Benzin (und im Feld, wie ich las, mit verunreinigten Brennstoffen) betreiben zu können. Das hat funktioniert, aber natürlich saß die asbestartige Füllung im Vergaser bei solchen Treibstoffsorten ziemlich schnell zu. Die Giftigkeit von Abgasen war definitiv damals kein Thema.