Typ: „Petroblitz“, Pressgas Apparatebau Görlitz
Baujahr: Geschätzt 1950er-Jahre
Namensgebung: Heißt wirklich so, bleibt auch erstmal dabei
Anschaffung: Irgendwann 2009
Zustand: Im Grunde komplett, rostig, aber nicht funktionsfähig
Wie man anhand der Fotos zu recht vermutet, handelt es sich hier nicht um einen (wackligen) „Kocher“, sondern eher um einen stabilen, standfesten zweiflammigen Herd. Obwohl er „Petroblitz“ heißt, habe ich ihn mit Petroleum nicht sauber zum Laufen bekommen. Nach wenigen Minuten fing er an zu flammen und zu blaken. Mit Benzin funktioniert er inzwischen tadellos; dieses Verhalten kann auch ein Sammlerkollege (Hallo Klaus ,-) bestätigen.
Eine Pumpe ist nicht eingebaut, sondern man muß – ähnlich wie bei den alten Coleman® Table Lamps – eine externe Pumpe benutzen. Dafür gibt's aber ein Schraubventil („positive shut-off“), welches vor dem Aufpumpen zu öffnen und danach zu schließen ist, wie halt bei den amerikanischen Benzinlampen und -kochern auch.
Sehr angenehm: Die Bodenschublade aus emailliertem Stahblech, die einerseits zur Schadensbegrenzung beim Vorwärmen beiträgt und andererseits manchen Siff vom Kochen auffängt. Ebenfalls vorhanden: Ein Herdring für kleinere Töpfe sowie emaillierte Abdeckplatten für die Brenner.
Interessant: Alle Brenner- und Vergaserteile sind aus Messing, die Leitungen aus Kupfer – die Ventilspindel jedoch aus Stahl. Innen- und Siebkappe sind wie beim S825-Regulierbrenner (der bekannte GENIOL®-Kocher und zahlreiche andere verwenden ihn).
Genaues kann ich dazu nicht sagen. Der Eindruck geht dahin, daß er zwar pfleglich behandelt, aber letzlich im Betrieb „gestorben“ ist. Düsen und Nadeln waren nicht mehr vom Feinsten bzw. eine saß sogar fest. Rost am Gestell verriet, daß er nicht unbedingt im Trockenen gelagert wurde.
Tja, wie schon gesagt: Abgesehen von der nötigen Kosmetik war prompte Inbetriebnahme nicht möglich. Einerseits war eine Düse verstopft, andererseits gab es am anderen Brenner eine Undichtigkeit infolge einer zu fest angezogenen Stiftschraube, die das Vergaserrohr perforiert hatte...
Hier war Hartlöten und laternich das Ersetzen der Schrauben angesagt. Im Gegensatz zu dem, was noch kommt, eine Lachtablette...
Hier sehen wir einen Vergaser zerlegt. Die beiden großen Muttern und Scheiben rechts oben dienen der Befestigung an der Rückwand. Unten zu sehen ist die Ventilspindel aus Stahl, die einerseits durch einen Kegelsitz Dichtfunktion hat, andererseits durch einen exzentrisch gearbeiteten Teil die Düsenreinigungsnadel betätigt.
Die Dichtung zwischen Spindel und Rohr erfolgt – wie fast allgemein üblich – mittels Stopfbuchse und Graphitpackung. Das Handrad ist übrigens aus Porzellan.
Dies ist die Vergaserstopfung, die sowohl als Filter als auch als Verdampfungshilfe funktionieren dürfte. Bewickelt ist sie mit Asbestschnur, was ich gelegentlich mal ändern werde. Sie wird von hinten in das Vergaserrohr eingeschoben und dichtet mittels überwurfmutter und Konus.
Links gezeigt sind die Teile des Brenners. Auffällig ist die ungeheure, massive Trägerschale, die (glaube ich) ungefähr 80% der Vorwärm-Energie aufnimmt. ,-) Das Gewinderohr mit den beiden Schlitzmuttern dient der Luftmengeneinstellung – wonach immer man sich da auch richten mag... Innen- und Siebkappe sind wie bereits erwähnt handelsübliche Teile.
Rechts das Innenleben des Vergasers: Düse, Nadelträger und Rückholfeder, unten Nadelträger und Feder nochmal in Nahaufnahme.
Und just hier sind auch die beiden größten Problemkinder zu finden, obwohl sie baulich fast die kleinsten sind...
Von einem Nadelträger fehlte ohnehin schon die Reinigungsnadel, beim andern hat sie sich im Laufe meiner Instandsetzungsversuche verabschiedet. Hoffnung auf irgend einen passenden käuflichen Ersatz habe ich mir gar nicht erst gemacht und daher Drahtstückchen aus einem Bowdenzug aufgelötet. Das ist (sehr gelinde ausgedrückt) ein bißchen kniffelig, weil man das Drähtchen in das flüssige Hartlot einbringen muß, ohne es dabei auszuglühen. Dann wäre es nämlich weich und als Reinigungsnadel unbrauchbar, weil es bei Gegendruck sofort verbiegt, statt zu federn und „einzuspuren“.
Bei einem Nadelträger hat das ja auch prima geklappt. Beim anderen jedoch hielt ich, weil mir das Hartlot aus der Hand gefallen war, einen Moment die Flamme zu dicht – und der Messingkörper war am oberen Ende weggeschmolzen. Ich habe mir da echt mit dem @#*%& auf die +%* gebissen...
Hier war echte Handarbeit angesagt... Wie der Ostdeutsche ja so gerne sagt: „Was sölld'n wer mach'n – wer hadd'n jo nüscht!“ Nach diesem Motto bin ich auch vorgegangen. Ein ausgenudelter Coleman®-Vergaser, ein Stück 3mm-Rundmessing und Messingblech waren die Ausgangsmaterialien, mit denen ich drei komplett verklumpte Fehlversuche gebaut habe, bis es dann beim vierten Anlauf perfekt klappte bis hin zum Einsetzen der Düsennadel... Die Bilder links zeigen die Maße und einen Vergleich zwischen Original und Fälschung.
Hilfsmittel: Minibohrmaschine mit Trennscheibe, Frässtift und Schleifkörpern; Schlüsselfeilen, Locheisen und Gas-/Sauerstoffbrenner. Feinmechanikerpreise oder Auszeichnungen des Uhrmacherhandwerks werde ich dafür kaum bekommen, aber darauf habe ich es auch nicht abgesehen. Wichtig ist:
Der Kocher funktioniert einwandfrei!
Ach so, eins braucht's noch: Vorwärmstäbchen. ,-)
Die kann man sich bauen aus Draht, den man an einem Ende schraubenförmig wendelt und Glasfaserschnur hineinschraubt. Die werden dann mit Spiritus getränkt, durch die Schlitze in der Frontblende geschoben und unter den Brennern in die Aufnahme gehängt. Eventuell braucht man auch mal zwei oder drei Durchgänge, bis der ja ziemlich massereicher Brenner auf Temperatur ist.
Sodann konnte mich an die Herrichtung des Gehäuses machen. Die Deckplatte bereitete wenig Sorgen, die ist aus Guß und emailliert – wird also mit Sicherheit länger überleben als ich. Die Schublade ist ebenfalls emailliert, und die restlichen Blechteile wurden in Citronensäure entrostet und lackiert – die Innenteile mit wärmefestem Lack, die Eckfüße mit Chromglanz-Effekt.
Das Teil ist übrigens wirklich sehr stabil und standfest – man kann da prima mit schweren Gußeisen- oder Eisenblechpfannen drauf arbeiten. Zum Anbraten größerer Fleischmengen, z.B. für Stifado, eignet er sich prächtig, dieweil auch größere Emailblechbräter mit rundem Boden bestens beheizt werden.
Unten folgen jetzt noch ein paar Fotos, die für sich sprechen sollten.