Typ: Optimus® 930 – 300CP
Baujahr: nicht bekannt
Namensgebung: Leider sind Tank und Kragenblech nicht mehr blankzukriegen...
Anschaffung: April 2005
Zustand: Sehr korrodiert, aber vollständig bis auf Düse, ansonsten gut erhalten.
Eine Lampe, die man wie die VERITAS® „Superb“ im laufenden Betrieb ausziehen kann. ,-) Die Tragestreben sind innen, und das bauchige Glas kann bei aufgesetztem Innenmantel abgenommen werden.
Es gibt keinen Vorwärmbrenner, sondern es wird mit Spiritus vorgeheizt – drucklos, denn ein Vergaserfußventil ist ebenfalls nicht vorhanden.
Es gibt einige Stahlteile an dieser Lampe: Wie auch bei anderen Lampen üblich sind Bügel und Zentrierboden sowie Innenmantel aus Stahl, hier dazu noch das Tragegestell, an dem der Zentrierboden ohnehin fest angebracht ist, und der Blechkragen zwischen Tank und Gestell. Haube, Tank und Armaturen sind aus Messing. Der Tragbügel wird einfach durch Schlitze in der Haube gesteckt, sitzt in zwei Bohrungen des Tragegestells und hält durch Federspannung.
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Vorwärmschale: Sie ist kein einzeln entnehmbares Teil, sondern mit dem Zentrierboden hartverlötet. Äh, war... Leider war sie durchgerostet und löste sich bei Dichtlötversuchen auf.
Nichts Genaues weiß man nicht... Die Lampe kam in einem Zustand an, der lange Lagerung bzw. langes Vergessen in feuchter Umgebung vermuten läßt. Die Stahlteile waren flächig mit Rost überzogen; von einer Vernickelung oder sonstigen Oberflächenbehandlung war nichts mehr zu sehen. Die Messingteile hatten reichlich Patina angesetzt, sogar der wohl vernickelte Tank und die verchromte Haube.
Ich glaube nicht, daß sie bis vor jüngerer Zeit in Gebrauch war, sondern eher in irgend einem Schuppen oder einer Scheune hing – von Vaddi noch. ,-) Die üblichen Spuren langer Benutzung (abgewetzte Nickelschicht) und häufiger Reparaturen (Kratzer, Dellen, vergniedelte Gewinde) fehlen jedenfalls. Mag auch sein, daß die Lampe ihre Betriebsjahre und Reparaturen unter kundigen Händen durchlebt hat.
Zuallererst war die bange Frage zu klären: Ist der Tank noch in Ordnung? Sichtprüfung war OK, soweit man bei diesem Tank überhaupt etwas sehen konnte. Handrad war beweglich, aber Füllschraubendichtung hart und Pumpenleder abgerissen. Bei der Gelegenheit habe ich dann gleich das Pumpenbodenventil inspiziert (Stegschraube!) und den Einsatz erneuert. Glücklicherweise paßten – wie ich's bei Optimus® auch erwartet hatte – Petromax®-Teile.
Nun denn, Druck drauf und ab in den Wassereimer! Prima, alles dicht! :-) Ab zur nächsten Station: Funktionstest.
Also habe ich eine 250er-Düse aufgeschraubt, getankt und die Vorwärmschale befüllt. Das hätte ich mir sparen können, denn der Spiritus lief gleich unten wieder raus. So fand ich denn die Löcher in der Schale und versuchte, sie mit Brenner und Kupferlot zu reparieren. Der stehengebliebene Rest des Materials war allerdings auch nicht mehr weit von der Auflösung entfernt, welche mein Brenner dann noch erheblich beschleunigte. Ein Loch jagte das nächste. Also raus damit! Ein Griff in meine Teileschublade förderte eine Petromax®-Vorwärmschale zutage, die als Ersatz dienen sollte – was leider ein Loch im Zentrierboden bedingte, das einfach nicht da war. Ehe ich nun der neuen Vorwärmschale das Steigrohr ab- und womöglich Löcher reingelötet hätte, wurde dem Zentrierboden die nötige Bohrung verpaßt.
Nun ließ sich die Lampe auch brav vorheizen und startete ohne Probleme. Allerdings sind die 300CP der Beschriftung eher geprahlt – die Lampe verhält sich da „englisch“. ,-) Nach wenigen Minuten Laufzeit verdunkelte sie sich zusehends und wurde lauter, der Glühkörper leuchtete nur noch orange mit einem Flammenkranz. Also zu fettes Gemisch durch Luftmangel oder Brennstoffüberschuß. Einstellen kann man an dieser Lampe nichts, das Mischrohr ist fest im Innenmantel eingebaut. Die Düse war neu. Mit einer anderen neuen Düse ergab sich genau das gleiche Verhalten. Bei abgenommener Haube sah ich nun auch Nebelschwaden in der Mischkammer – es trat verdampftes Petroleum dort aus, wo es nicht sollte, nämlich am Gewinde der Düse. Entweder sind die Gewinde nicht 100%ig kompatibel, oder das Innengewinde des Vergaseroberteils ist abgenutzt. Ein wenig sparsam auf das Gewinde der Düse aufgetragener Auspuffkitt half dem Übel ab.
Nach dem Motto „Erst probieren, dann polieren“ folgte nach dem bestandenen Funktionstest das Putzen. Alle Metallteile kamen für je 10 bis 15 Minuten in ein warmes Bad aus fast kochender, etwa 0,5%iger Citronensäure (Vorsicht! Schutzkleidung und Brille tragen!). Die Stahlteile wurden dadurch entrostet, die verchromte Haube wieder blank; und beim Tank hat sich wenigstens die Patina (oder war's eher Grünspan?) gelöst.
Mit NevrDull® habe ich die Haube nachgeputzt, danach sah sie für ihren Erhaltungszustand perfekt aus – Polierscheibe unnötig. Nur die Anlauffarben obendrauf sind natürlich nicht wegzubekommen. Beim Tank half nichts Verfügbares, um den Glanz der Vernickelung wiederherzustellen. Wahrscheinlich hat die Schicht einfach zu stark gelitten. Auf eine Gewaltkur an der Polierscheibe habe ich verzichtet, denn ich befürchte, daß man so noch den letzten Rest Nickel entfernen würde, und ich hatte mich entschlossen, die Lampe entgegen dem ursprünglichen Gedanken doch nicht zur Galvanik zu geben.
Nun blieben noch die Stahlteile zu verarzten. Das Kragenblech wurde gründlich geschliffen und feuerverzinnt, dem Tragegestell ein Anstrich aus hitzefester Ofenrohrbronze verpaßt, denn eine Verzinnung hätte in der Nähe des Glühkörpers sicherlich nicht gehalten. Den Innenmantel habe ich bislang weiter nicht behandelt.
Und nu lücht se wedder! (Für unsere nicht norddeutschen Leser: „Jetzt leuchtet sie wieder!“ [Anm. d. Autors]).