Tilley® TL 136

Der Leuchtturm

Typ: Tilley® TL 136 – 300CP

Baujahr: Zwischen 1952 und 1956

Namensgebung: Steht halt rum und leuchtet von oben runter...

Anschaffung: Februar 2005

Zustand: Ohne Glas, falsches Vergasermodell montiert, Lack teils zerkratzt, teils verfärbt und angelöst; am Messing Goldlack abgegriffen und Metall korrodiert. Sonst alles da und in Ordnung.


Ihre Geschichte

Tilley® TL 136 bei Ankunft

Ich habe leider keine Ahnung, wie und wo diese Lampe die letzten 48 bis 52 Jahre verbracht hat. So lange gibt es sie schon. Und so wie rechts sah sie aus, als sie hier ankam.

Die TL 136 mit dem Spitznamen „The Princess“ ist die kleine Schwester der TL 106 („The Queen“), die bis auf die längere Säule baugleich ist. Tilley® schrieb zu dieser Lampe, daß sie aufgrund der kürzeren Bauform besonders geeignet wäre für Räume mit niedriger Decke und Caravans.

Das Baujahr der Tilley®-Lampen läßt sich leider nur anhand von Vergleichen herausfinden, denn auf den Lampen ist nirgendwo etwas angegeben. Eben diese Vergleiche führten zu der Feststellung, daß das Baujahr irgendwo zwischen 1952 und 1956 liegen muß.

Vor 1952 wurde die „dome-topped“-Tankform verwendet, mit ziemlich gerade ansteigenden Seitenwänden, dann einer Rundung und einer Wölbung auf dem Deckel, die bei Sammlern auch „cheese-topped“ genannt wird, weil eben diese Kuppel obendrauf an einen Käselaib erinnert. Auch die Bezeichnung „pork-pie“ ist verbreitet: In Großbritannien sahen wohl die Fleischpasteten so aus. Die Tanks waren meistenteils (obwohl aus Messing) gold-metallicfarben lackiert, ebenso Pumpe und (bei Tischlampen) die Säule, auf die der Kontrollhahn geschraubt wird.

Zu den Lampen dieser Ära gehörte entweder eine klare Glasglocke, die unten in die Galerie eingehängt wird, oder ein Milchglasschirm zum Überstülpen. Verschiedene Anforderungen der Märkte (Export!) führten auch zu Kombinationen wie etwa

Von 1952 bis 1956 war die hier gezeigte Tankform in Verwendung, für Tischlampen meist cremefarbig lackiert. Auch beim Heater R1 kam ein solcher Tank zum Einsatz. Nun wurden die Lampen grundsätzlich mit der Klarglasglocke ausgeliefert. Den Mattglasschirm gab es nicht mehr, stattdessen wurde ein Kunststoffschirm in Lederoptik geliefert. Es gab sogar einen Faltschirm, den der Kunde selbst zusammenbauen mußte.

Nach 1956 bis zum Ende der Produktion in den Sechzigern wurde die gleiche Tankform wie bei den X246-Laternen verwendet.

Es macht den Eindruck, als ob sie seinerzeit häufig in Gebrauch gewesen wäre – die Galerie über dem Brenner war fast schwarz verzundert, und der Lack zeigte deutlich, wo früher mal danebengepütschert und nicht dichtgedreht wurde.


Tilley® TL 136 Brennergalerie
Der Brennerkopf mit den drei Luftzuführungsröhrchen

Was war zu tun?

„Günner, kiek mol, de Vergoser! Dat is nich oregenol, dat sach ich dir so!" So oder ähnlich hätte es sich wohl auf dem TÜV-Gelände bei Brösels WERNER angehört, wenn ein Prüfer diese Lampe gesehen hätte: Es war nämlich der lange 7"-Vergaser (169) montiert statt der standardmäßigen 5"-Version (606). Das kann man natürlich problemlos machen; auf diese Art bekommt man die Lampe zwei Zoll (5,08cm) höher. Aber – original ist das nicht.

Der Lack war fällig, das war mir schon klar. Also kam erstmal alles bis auf Kontrollhahn und Pumpe ins Natronlaugenbad, damit sich Schmutz, der Lack und auch die teerartigen Ablagerungen auf dem Tank lösten. Nach erfolgter Reinigung ging es wieder einmal daran, aus Reifenschlauch und Dichtungspappe Ersatz für die versprödeten Orignaldichtringe und -ventileinsätze herzustellen. Sodann habe ich die Lampe wieder zusammengebaut und mit einem neuen Glühkörper versehen. Zu Testzwecken verwende ich gerne „die billigen Asiatischen“, die durchaus zu 2 Stück für einen Euro erhältlich sind. Da wird Glasfaserschnur zum Anbinden paßlich eingefädelt, so daß sich ungefähr die Geometrie einer Tilley®-300CP-Socke ergibt.

Vorgewärmt wird bei Tilley® üblicherweise drucklos mit der als Klammer, Klemme oder auch Frosch bekannten „pre-heater torch“ – so auch hier. Also in Spiritus eintunken, anklemmen, anzünden, warten. Kurz vor Ausbrand ein paar Pumpenstöße – und sie leuchtete!

Nun folgte abermaliges Zerlegen und Feinputz/Politur der Anbauteile sowie der Säule und des unteren Tankkragens, die anschließend mit Zaponlack überzogen werden. Warum soll man Messing goldfarben lackieren? Dann ging es ans Abkleben der später sichtbaren Messingteile. Der Tank wurde grundiert und mit beigefarbenem Hochglanzlack aus der Spraydose beschichtet. Nach gründlicher Durchtrocknung habe ich den Lack noch ein wenig mit Autopolitur gewienert.

Jetzt konnte alles wieder zusammengebaut werden. Einen Schirm suche ich noch. Wahrscheinlich werde ich mir aus England einen Mattglasschirm besorgen. Der gehört zwar auf die ältere Version, ist meines Erachtens jedoch hübscher als der „Plastikdeckel“.

Tilley® TL 136 Armaturen.

Hier einmal ein Blick auf die Armaturen der Lampe. Zu erkennen ist links die Pumpe, die als Ganzes herausschraubbar ist. Die Öffnung dient gleichzeitig zum Befüllen und Druckablassen. Der kleine Stummel auf der rechten Seite ist der Druckanzeiger. Im Inneren des Tanks befindet sich eine Druckdose, die mit zunehmendem Druck einen Stift in der Führungsbuchse nach oben schiebt. Sind Stift und Buchse bündig, stimmt der Betriebsdruck.

Der kleine schwarze Knopf betätigt Düsenreinigungsnadel und Vergaserventil, ganz wie wir es von der Petromax® kennen.


TL 136 mit GENIOL®830-Schirm
Übrigens verträgt sich diese Lampe bestens mit dem Schirm einer GENIOL® 830...
Tilley® mit mattweißem Glasschirm
...und so sieht sie mit Original-Schirm aus.