Primus No96 aufgebaut

Klappbüchse

Ja, nun hab' ich mich in dieser Richtung auch endlich „süchtig geguckt“ und mußte unbedingt einen Petroleum-Kocher haben...

Typ: Primus No 96

Baujahr: Auf dem Tankboden ist AA/30 eingeprägt; das AA steht offenbar für 1936.

Namensgebung: Muß ich was dazu sagen? ,-)

Anschaffung: Januar 2004 über ein (e)baykanntes Online-Auktionshaus, kam aus Großbritneytannien. ,-)

Zustand: Komplett (bis auf Universal-Schraubenschlüssel); in Transportbox, funktionsfähig; überholungs- und reinigungsbedürftig („in need of a good polish“).

Die Funktionsweise ist bekannt: Aus einem per Pumpe unter Druck gesetzten Tank strömt Petroleum durch eine vorgewärmte Vergaserdüse; der Vergaser beheizt sich im Betrieb selbst. Halt nur ohne Glühkörper, denn beim Kocher geht's nicht um Licht.

Bei anderen Kocherherstellern (Optimus®, GENIOL®, Petromax® und wie sie alle heißen) ist das wohl die Baugröße „0“ bzw. „00“ – hey, das ist fast wie bei Modellbahn-Maßstäben.;)


Geschichte

Hierzu kann ich leider nichts sagen. Der Verkäufer im kontinentalen Großbritannien konnte mir als europäischem Insulaner auch leider nichts über Vorbesitzer und Lebenslauf mitteilen.

Was war zu tun?

„In good working condition“, das waren die Worte im Angebot. So sah er auch aus, nachdem ich das Päckchen ausgewickelt hatte. Vertrauensvoll habe ich das Teil zusammengesetzt, vorgewärmt (hierzu brennt man Spiritus in der über den Vergaser gestülpten Schale ab), gepumpt... und – mit vertrautem Rauschen nahm der Brenner seine Arbeit auf. :-)

Nach kurzer Zeit war allerdings ein Petroleumfleck auf der Werkbank, und die Pumpe blubberte. Also das übliche Procedere:

Tank leeren, aufpumpen und in ein wassergefülltes Gefäß tauchen. Der anfängliche Verdacht bestätigte sich: Luftblasen aus dem Pumpenzylinder, Bodenventil undicht. Normalerweise eine 2-Minuten-Sache.

Aber... das Ventil hatte nicht etwa einen Schlitzschrauben-Kopf, sondern einen erhabenen „Zweikant“. Kein Problem – so einen Schlüssel habe ich mir mal für die Polenlampe gebaut. Aber ach... das Ding saß übelst fest. 3 Stunden Einwirkzeit eines spanisch klingenden Korrosionslösers brachten keinen Erfolg, und ich wollte weder einen Kopfabriß noch ein „Vergriesgnaddeln“ meines Schlüssels riskieren.

Nach näherer Betrachtung stellte sich heraus: Der Pumpenzylinder war weich eingelötet, wie halt bei den Lampen auch. Also habe ich den kleinen Gasbrenner angeworfen und die gesamte Pumpe ausgelötet. Nun versuchte ich, das Ventil von hinten mit der Gripzange herauszudrehen. Ein kurzes, häßliches Knirschen war die Folge, und die Ventilhülse hatte den Kampf aufgegeben.

Vorsichtshalber habe ich mir das vor weiteren Schritten eingehend angesehen. Auf das Gewinde paßten – man glaubt es kaum – die Ventilhülsen von Petromax®!

Derart ermutigt, warf ich wieder den Gasbrenner an und habe auch den Pumpenboden aus dem Zylinder ausgelötet. Nun konnte ich mit Schraubstock und Gripzange den festgegammelten Kopf lösen und herausschrauben. Und in meiner Grabbelkiste hatte ich sogar noch ein Ventil mit dem Zweiflach-Kopf! Das Gewinde und auch der Ventileinsatz paßten.

Ich hatte den Eindruck, daß aufgrund der Konstruktion ein Dichtsitz vorläge und somit keine Dichtung erforderlich wäre. Folglich habe ich das alte Ventil aus der Grabbelkiste neu „bestückt“, den Pumpenzylinder wieder zusammen- und eingelötet, das Pumpenventil eingedreht – und nach dem Aufpumpen festgestellt, daß man doch eine Bleidichtung braucht.

Als ich selbige dann mit dem Ventil eingesetzt hatte, war die Pumpe auch endlich dicht; der Kocher ging problemlos in Betrieb.

Nun folgte das Putzen. Also nochmals total zerlegen, Sidol® und Polierscheibe auf der eingespannten Bohrmaschine halfen wieder mit. Oben wurde der Tank schnell blank, der Boden jedoch hatte Flecken, die wie dunkleres Messing aussahen, sich aber nicht auf Hochglanz polieren lassen wollten. Zaponlack! ging es mir durch den Kopf. Der Tank ist ursprünglich lackiert gewesen! Auf der Oberseite hat es sich im Laufe der Jahre durch Wärme, Spiritus- und Petroleumgeklecker (vielleicht auch Benzin?) nahezu vollständig verabschiedet; der Tankboden hingegen wies noch deutliche Restbestände auf.

Nitroverdünner in der Blechschüssel zum Teilewaschen, reichlich aufgepinselt und gebürstet, hat das meiste entfernt. Den Rest mußte die grobe Polierscheibe abtragen. Nachschwabbeln – wieder blank!

Damit das auch so bleibt, wurde gleich alles zum Entfetten mit reichlich Spiritus abgespült und sofort danach Zaponlack frisch aufgetragen.

Nun sieht er wieder richtig schick aus, der Kleine. Ich mag ihn. ;)

Primus No96 in Blechdose

Das Verpacken in die Blechdose ist trickreich, sauber durchdacht – erfordert aber ein bißchen Übung. Immerhin ist das auf der Anleitung abgebildet. Toll ist, daß der Kocher mit abgeschraubtem Vergaser trotzdem dicht ist: Es wird ein Schraubstopfen eingesetzt. Nur die Entlüftung sollte man dann wirklich zudrehen...

Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, was den mitgelieferten Windschutz betrifft. Er kann nicht oben am Brenner aufgehängt werden, steht aber auch nicht auf der Vorwärmschale. Ich vermute, da hat irgendwer aus der Riege der Vorbesitzer das Originalteil verbaselt und dann 'ne „Nummer größer“ genommen. Falls mir da jemand was Genaues zu sagen kann, wäre ich für eine eMail dankbar.

Ansonsten ist das Gerät aber richtig knuffig. Und von der Leistung her lehrt er einen C@mpingG@z-Kartuschenkocher bestimmt das Fürchten, zumal bei niedrigen Außentemperaturen.


Nachtrag, 03.02.04:

Die Sache mit dem Windschutz hat sich bereits geklärt: Primus® No 96-Kocher anderer Besitzer sehen auch genauso aus – der Windschutz hat keinen festen Halt, er wird einfach auf den Tank gestellt und kippelt da vor sich hin. Merkwürdigerweise paßt er genau auf die Baugröße „No 1“, wo er sich beim Zusammenklappen oben am Brenner einhängen läßt. Beim Optimus® No 00 zum Bleistift (der gleiche Kocher mit anderen Zahlen und Buchstaben ,-) ist sehr wohl ein passender Windschutz dabeigewesen. Bei Primus® hat man die Extra-Anfertigung offenbar nicht für nötig befunden und den Windschutz der „No 1“ dabeigepackt.