Typ: Norma G21, hergestellt von Gustav Barthel, Dresden
Baujahr: Momentane Schätzungen liegen bei 1900-1920.
Namensgebung: Meine Frau sagte bei seinem Anblick: „Was hat der denn für 'nen Ballon da oben?“ ,-)
Anschaffung: März 2004
Zustand: Kocher betriebsfähig(!), die Vorwärmschale fehlt leider.
Ich forsche noch, was diesem Stück in seinem Lebenslauf widerfahren sein mag... Auf jeden Fall dürfte er auch kein Luxus-Artikel, sondern ein Gebrauchsgegenstand gewesen sein – aus einer Zeit, als man den Begriff „Camping“ wohl noch gar nicht kannte. Dem Geruch aus seinem Inneren (besonders dem Filtereinschub im Vergaserrohr) war zu entnehmen, daß er auch mal mit Benzin betrieben wurde (oder betrieben werden sollte!?).
Dies ist eindeutig ein Heimkocher – da ist nichts klapp-, zerleg- oder steckbar. Den Ballontank kann man abschrauben, aber dann läuft er auch aus. Der Sockel besteht aus Stahlguß mit respektabler Masse. Der steht stabil! Leitungen und Tank aus Messing. Der Tank ist durch seinen hohen Montageort auch besonders augenfällig. Diese Bauart scheint die typische Handschrift der frühen Barthel-Kocher gewesen zu sein. Keine Pumpe, kein Druck (Tankstopfen ist mit Luftbohrung versehen), reiner Fallstrom-Betrieb.
Hier einmal die auf diesem Kocher vorhandenen Logos von Gustav Barthel – die gekreuzten Schwerter und die Initialen "GB" hat später der VEB Lötgeräte Dresden übernommen.
Bislang ist außer Filterreinigen und Durchpusten noch nicht viel passiert. Der Kocher ist so voll funktionsfähig. Ich muß allerdings Ersatz für die fehlende Vorwärmschale beschaffen oder herstellen. Ich werde auch den Gußsockel entrosten und mit Ofenrohrlack beschichten sowie die Messingteile ordentlich aufpolieren. Der darf ruhig auch mal hübsch rumstehen. ,-)
Ich habe beim Vorbesitzer noch etwas Ungefähres über das Alter erfahren können: Er hat dieses Fundstück mal seinem Nachbarn gezeigt. Der ist Rentner. Und er sagte: „So einen haben meine Eltern früher auch gehabt, den hatten sie schon von ihren Eltern."
Zur Zeit habe ich ihn gerade in Arbeit. Zum Putzen und Entkohlen der Messingteile verwende ich 20%ige Natronlauge (wer sowas vorhat, soll unbedingt die Belehrungen des Apothekers oder Drogisten beherzigen!), dann die Polierscheibe. Mit reichlich fließendem Spiritus entfetten und mit Zaponlack überziehen. Das Gestell liegt jetzt über Nacht in Abbeizer; ich glaube allerdings, die Einbrennfarbe wird sich dadurch nicht recht lösen lassen. Es wird wohl doch auf die Drahtbürste an der Flex hinauslaufen... Der Holzknauf braucht auch neuen Lack. Außerdem muß ich die Vorwärmschale nachbauen – das Original ist offenbar weggegammelt.
Was die Montagehöhe des Tanks betrifft, so zeigen Vergleiche mit Bildern anderer Barthel-Kocher ähnlicher Bauweise, daß der Tank sonst deutlich niedriger über dem Gestell sitzt. Hier hat ein findiger Bastler wohl etwas Tuning betrieben, denn da es beim Kocher nicht hilft, wenn man das Fahrwerk tieferlegt, legt man halt den Tank höher. ,-) So wurde denn (durchaus fachgerecht) ein Zwischenstück mit Gewinden eingebaut, das wohl durch größere Höhe mehr Durchfluß bewirken soll.
Die Natronlauge hat gesiegt – der Lack ist ab! Sodann wurde das Gestell ordentlich entrostet und mit neuem Ofenlack beschichtet, der dann bei 250°C im Backofen trocknen mußte. Nebenbei entstand aus Kupferblech nach dem Foto eines anderen, aber ähnlichen Norma-Modells eine neue Vorwärmschale:
Nun hatte ich als nächstes versucht, den Kocher wieder so zu betreiben, wie er hier ankam und ja auch bereits funktioniert hatte: Mit dem Verlängerungsrohr. Das wurde aber nichts, denn beim Anheizen schoß eine große Stichflamme aus dem Brenner, der dann zwar brannte, sich aber teilweise unter heftiger Geräuschentwicklung selbst ausblies. Was gründliches Reinigen doch so an Leistung wiederzuerwecken vermag... ,-)
Ferner habe ich mir über die Beschaffenheit des Zwischenstückes noch ein paar Gedanken gemacht. Wie mir heute morgen beim Eierbraten auffiel, ist der Tank durchaus einer großen Pfanne im Wege, so daß man diese nicht mittig aufstellen kann. Andere Barthel-Norma-Kocher haben den Tank weit nach hinten verlagert. Vielleicht steckte also gar kein Tuning-Gedanke dahinter, sondern praktisches Denken. Das Gewinde ist M10x1; genau das Gewinde, welches zum Befestigen von Lampenfassungen in Steh- und Tischlampen verwendet wird! Kann also durchaus angehen, daß da jemand aus einer alten Lampe – nicht wahr!
Man könnte jetzt rein theoretisch den Tank und die Schraubkappe am hinteren Rohrende abnehmen, flexible Anschlußleitung durchführen und anstelle des Tanks eine Lampenfassung montieren. Aber keine Angst, das mach' ich nicht!
So, nun ist er fertig und wird auch ein dekoratives Plätzchen bei uns in der Küche bekommen. Wochenends darf er uns dann bestimmt ab und an mal Speck und Eier braten. ;-9