Mewa Laterne 351L

Die Ostlerin

Typ: Mewa 351L oder ähnlich

Baujahr: Geschätzt frühe 1960er

Namensgebung: Hergestellt VEB Leipziger Werke, Mewa (Metallwaren) Zwickau

Anschaffung: 2010

Zustand: Vollständig, verschmutzt, leicht rostig

Besonderheiten

Man weiß eigentlich gar nicht genau, was dies für eine Laterne ist und wann und von wem sie hergestellt wurde. Das Metallwaren-Kombinat Zwickau ist aus der Hugo Schneider AG Leipzig (HASAG) hervorgegangen und hat wohl lange Zeit auf den alten Maschinen weiter produziert.

Diese Lampe ist ziemlich baugleich zur HASAG 351L, wie man der gezeigten Anleitung entnehmen kann.

Es gibt keinen Stempel, keinen Aufkleber, keine Prägung. Das Handrad ist aus schwarzem Kunststoff, und in einer Gaskammer aus Metall sitzt ein Tonbrenner, also ziemlich Petromax®-ähnlich. Die alten 351L haben hier einen Messingbrenner mit einem Drahtsieb.

Anleitung

Im Glas meiner Laterne ist noch ein eingeschmolzenes Anzündloch – auch dies wurde später wegrationalisiert.

Diese Laternen sind für den Betrieb mit Petroleum, Benzin oder Gemisch ausgelegt. Es gibt auch zwei Versionen des Vergasers: Den geraden (auf dem BIld unten links) und den mit „Pilz“ (rechts). Letzterer ist bei Betrieb mit Petroleum vorteilhaft, weil er vom Glühkörper mehr Wärme aufnimmt. Ob das nun geplant war oder sich sonstwie ergeben hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht galt auch hier wieder das Motto: „Jo nu, was sölld'n wer mochn...Wer hoddn jo nüscht!“ ,-)

Funktionieren tun sie jedenfalls einwandfrei, echte Arbeitstiere. Mit Benzin geht's ein bisschen besser.

Mewa gerader VergaserMewa Pilzvergaser

Man erkennt, dass sich innerhalb des Vergasers sowohl ein Drahtgazewickel als auch eine Hülse befinden. Vermutlich hat diese den Zweck, die Nadelstange zu führen.

Tank und VorwärmerVorgewärmt wird mittels einer Schale, in der sich ein Dochtwickel befindet und darüber eine gelochte Blechkappe zur Zugverbesserung bzw. Gemischbildung. Diese Teile sieht man hier links neben dem Tank. Wie üblich habe ich den originalen Dochteinsatz (vermutlich Asbest) durch Ofendichtschnur ersetzt. Die Kappe des Vorwärmers wird mit der angebrachten Lasche hochgeschoben, die Führung dafür sitzt am Kragen unterhalb des Zentrierbodens.

Laut Anleitung soll mit Benzin oder Petroleum aus einem Portionierkännchen vorgewärmt werden. Ich persönlich bevorzuge Spiritus, da hierbei kein Ruß entsteht.

 

Kragen und Pumpe

Hier sieht man den Kragen und den ausgebauten Pumpenstößel. Rechts unten die Führung zum Heben der Vorwärmerkappe. Im Vordergund die Tankverschlussschraube mit Entlüfter. Die Lampe ist recht einfach zu zerlegen:

Zwei Laschen seitlich der Haube („Ohren“) werden aufgeklappt und Kappe mit Innenmantel abgehoben. Eine zentrale Mutter hält Tragegestell und Kragen auf dem Tank.

Die Kappe der Haube wiederum lässt sich durch Losschrauben der Rändelmutter lösen und abnehmen. Auf dieser Mutter befindet sich auch das Gütezeichen (so denn vorhanden).

Die „1“ hier bedeutet, dass es sich um einen Artikel für den Weltmarkt mit durchschnittlicher Güte handelt. Wobei... Weltmarkt... ich glaube nicht, dass diese Laternen großartig aus dem Ostblock herausgekommen sind. Womit mir auch wieder die Frage in den Sinn kommt, welche Starklichtlampen die Armeen des Ostens, also auch die Rote Armee, hatten...

Wir hom jo nüscht gewusst! :-D

Rändelmutter

Nachfolgend die Haube zerlegt und ein Blick von unten auf den Brenner. Die Kappe ist emailliert, der Kragen für den Abzug verchromt. Er kann nach dem Abnehmen der Kappe ebenfalls nach oben abgezogen werden. So wird die Anbringung des Kochaufsatzes möglich.

Haube zerlegtInnenmantel und Brenner

Das linke Bild zeigt einen Blick von oben bei abgenommener Haube in die Laterne mit der mittigen „Panzerhauptmutter“, rechts sehen wir das einzelne Tragegestell. Im Boden deutlich erkennbar links der Schlitz für die Vorwärmeranhebung und rechts die Aussparung, durch die die Tülle der Portionierkanne eingeführt werden muss, wenn das Glas kein eingeschmolzenes Loch hat. Es empfiehlt sich die Verwendung eines abgewinkelten oder gar S-förmig gebogenen Röhrchens auf einer Spritze o. ä.

Blick von oben hinein2

Nun werfen wir noch einen Blick auf den Vergaserfuß. Es gibt hier kein Ventil, und das Handrad betätigt lediglich ein Exzenter, das die Nadelstange zur Reinigung bewegt. Damit sind wir von einem „Positive Shutoff Valve“, das bei Benzinbetrieb eigentlich gern gesehen wird, noch weiter entfernt als bei den Schweizer Petromaxen, die wenigstens ein federbetätigtes Fußventil besitzen. Aber nun ja, die DDR ist schließlich nicht in Flammen aufgegangen, und einige der Mewas riechen so, als ob man dort die gleiche Suppe verfeuert hätte, die auch den Trabi antrieb – Zweitaktgemisch.

Das Zentralstück der Armatur wird mit einer Bleidichtung eingeschraubt. Das Außengewinde am oberen Ende trägt direkt die Mutter im Zentrierboden.

Vergaserfuß

Ihre Geschichte

Mir ist nicht bekannt, was diese Lampe außer Mauerfall und Grenzöffnung erlebt hat... Sie wurde augenscheinlich wenig benutzt und/oder sorgfältig behandelt.

Mewa 351 leuchtet

Was war zu tun?

Rein äußerlich war bei Erhalt alles in Ordnung, der Lack am Tank noch gut erhalten. Die Haube habe ich mit ein wenig Metallpolitur behandelt und das Tragegestell etwas entrostet. Eventuell werde ich es noch mit wärmefestem Lack behandeln – oder vielleicht auch nicht. Es gab ein neues Pumpenleder, eine neue Tankdeckeldichtung und selbstverständlich den Bleiring an der Armatur.

Düsen und Nadeln passen von HASAG.

Das rechte Foto zeigt die Laterne in Betrieb.

Viele Informationen und Details gibt es auch bei Torsten Scherning.