Typ: GENIOL® Automatic 500 CP
Baujahr: Da bin ich mir nich' ganz einich... späte 1960er bis Anfang 1970er, würd' ich sagen. Der Stempel 1238 würde ja besagen: 12. Woche, 1963, 8. Tag. Aber welche Woche hat schon 8 Tage? Insofern wertlos.
Namensgebung: Siehe Abschnitt „Geschichte“
Anschaffung: 09.09.2007 in Glückstadt auf dem Flohmarkt (wir waren dort auf der Durch[Rück]reise...
Zustand: Versifft, oxidiert, verrußt und die Kappe auf der Haube fehlte. Dafür aber ein original(?) emaillierter Schirm, oben schwarz, unten weiß dabei.
Dies ist meine erste Petrolierin, der ich den Vergaser mit einem Messinggazewickel stopfen mußte, denn sie rief permanent nach Herrn Leidenfrost. Erklärung unter der Rubrik Spiritusumbau.
Der Verkäufer auf dem Flohmarkt war ja zuerst nicht sehr gesprächsbereit. Kein Wunder, bin ich ihm doch auf seine €30 gleich mit €25 entgegengekommen – denn die Lampe war ja ziemlich versifft. Dem gegenüber stand jedoch der Reflektorschirm in durchaus passablem Zustand. – Nun, bei den 25 Öcken wurden wir uns einig.
Erst danach gab ich mich als Fachkundiger zu erkennen (ich vermeide es auch tunlichst, Flohmärkte mit meinem „Dienst-T-Shirt“ und meiner „Dienstmütze“ zu betreten), und wir lästerten gemeinsam über das Angebot vom Nachbarstand... dieses war für mich eigentlich der Anlaß, die grobe Richtung einzuschlagen. „Hier haste den Schlüssel, schließ ab, gib mir das Portemonnaie zack-zack– ich hab' da was im Auge!“ sagte ich zu Gabi, während ich noch auf der Anfahrt zum Parkplatz war. „Ich muß gleich los.“ Ich hatte eine Lampenhaube blitzen sehen.
Sie entpuppte sich als eine ANCHOR®. Amüsant war der Zettel, der daran
klebte: „EUR 95 Reduziert! EUR 85“
Die gibt das für 29 Euro auf'm Grabbeltisch!
Und deswegen war auch gut Lästern angesagt.
Eigentlich nur Putzen und Ersetzen aller Dichtungen/Ventileinsätze. Trotzdem hat mich diese Lampe schier zum Wahnsinn getrieben... sie wollte einfach nicht vernünftig starten, schon gar nicht mit Spiritus-Vorwärmung. Selbst nach drei Schalen kamen nur Ruß und Qualmwolken.
Ursache war jedesmal eine verbogene Düsennadel. Diese Lampe hat mich (weiß Der-da-oben warum) bei zwei neuen Düsen drei Nadeln gekostet! Ich weiß nicht, wieso. Die Einstellung der Führungsstange stimmte, beim Test von Hand ging die Nadel jeweils sauber durch die Düse. Aber immer beim Starten oder spätestens beim ersten Nadeln (welches ich gewohnheitsmäßig nach dem Zünden einmal mache) war die Nadel hin, und die Lampe leuchtete nicht mehr, sondern brannte.
Die Düse war jeweils so beschaffen, daß die Nadel von Hand geführt auch hindurchpaßte, und auch die obere Führungsstange sah nicht verbogen aus. Letzten Endes hab' ich's mit irgend einer Kombination geschafft, daß auch bei mehrmaligem Durchdrehen des Handrades die Nadel imemr sauber einen Millimeter oben herauskam und auch wieder verschwand.
Also erneute Inbetriebnahme. Ruß und Flammen lichterloh! Beim Schließen das Handrades und einem in der Mischkammer gezündeten Feuerzeug brannte es munter aus dem Gewinde zwischen Vergaseroberteil und Düse weiter. Beim Herausschrauben der Düse kamen mir feine Messingspäne entgegen... Irgendwann im Verlaufe der ganzen Tauschaktionen muß sich wohl eine Düse mit schlecht geschnittenem Gewinde unters Volk gemischt haben. :-I Eine wiederum neue Düse ging auch sehr locker ins Gewinde, so daß ich Unterstützung durch Auspuffkitt geleistet habe.
Nun endlich war die Lampe ohne Probleme startwillig, jedenfalls per Rapid. Bei Spiritusvorwärmung bevorzugt sie 2 Schälchen voll und den Sanftstart (offenes Ventil, kein Druck, sondern erst gegen Ende der Brenndauer langsam aufpumpen).
Jetzt zeigte sich, daß sie zwischen Exzenternippel und Vergaser etwas feuchtelte. Ein Festerdrehen des Nippels brachte zwar die gewünschte Dichtigkeit, aber das Handrad ließ sich nunmehr irgendwie „knartsch“ drehen und hakte in einer Richtung regelrecht. Die Demontage zeigte deutliche Schleifspuren am Exzenter und am Führungsstück, welches ich daraufhin mittels einer Feile eta 2/10mm seines Messings an der flachen, geschlitzten Seite beraubte. Nun waren reibungsloses Spiel und Dichtigkeit im Einklang.
Und immer, wenn man denkt, alles ist in Ordnung... kommt es anders. Nach 15 Minuten der ersten, erfolgreichen und rußlosen Inbetriebnahme fing die Lampe sehr stark an zu flackern; kurz darauf ertönte ein brodelndes Geräusch, und wenig später strahlte das Mischrohr heller als der Glühstrumpf. =:-@ Normalerweise vertragen Lampen dieser Bauart gut den maximal möglichen Abstand zwischen Mischrohr und Düse. Nicht so dieser Sonderling: Exakte Einstellung nach Lehre, eher noch etwas knapper, ist gefordert.
Also konnte nun der Feinputz erzfolgen. Aber ach, es fehlt ja noch die Kappe auf der Haube! Aus einem Konvolut von Bastelteilen hatte ich noch die Haube einer Bw-Maxe, auf der der Deckel mittels Blindniet befestigt war. Diese Kappe habe ich erstmal in Natronlauge vom Schmodder befreit, danach in Citronensäure die Mattverchromung etwas angeätzt und poliert. (Wer jetzt nicht glaubt, daß Citronensäure Chrom löst: Ich habe mal einen Schraubendreher drei Tage in dieser Suppe vergessen. Danach hatte ich exakt bis zum Flüssigkeitspegel blanken Stahl, darüber einen Fransenrand der Verchromung...).
Da nun eben schon ein Loch in der Kappe war, habe ich dieses mittels Hartlot verschlossen und gleichzeitig auf die Haube aufgelötet. Man möge mir diesen Frevel verzeihen.
Zum Schluß noch einige Detailfotos mit Betriebszustand...