Tilley® AL 21

Schwarzlicht

Typ: Tilley® AL 21

Baujahr: Irgendwann von 1950 - 1961

Namensgebung: Die bislang einzige Lampe in meinem Besitz, die original schwarz gehört.

Anschaffung: August 2005

Zustand: Komplett, Vorderteil rostig, Dichtungen hin, ansonsten aber keine Probleme.

Besonderheiten

Für das, was sie ist, hat diese AL 21 keine Besonderheiten. Eine solche dürfte bestenfalls der Erhaltungszustand sein: Der Original-Anhänger mit dem Hinweis auf den zulässigen Brennstoff hing noch am Handgriff, und auch die Aufkleber auf der Tankrückseite (Typ und Kurzanleitung) waren in durchaus gutem Zustand.

Die Festlegung des Baujahr-Zeitraumes ergibt sich daraus, daß diese Al 21 bereits 4 Füße und einen Control Cock mit Ventil hat – und daß sie eben schwarz ist. Spätere und frühere Modelle waren in Silber lackiert.

Vor 1951 hatten die Lampen ein Dreifuß-Gestell (was meiner Meinung nach auch sinnvoller ist, denn alles, was drei Füße hat, kann nicht kippeln) und der Control Cock bediente nur die Reinungsnadel, hatte aber kein Ventil. Bei späteren Versionen bis 1961, dem Ende der Produktion, änderten sich auch die Lufteinlaßschrauben: Sie waren wesentlich kleiner als bei allen Vorgängern.

Nach Jim Dicks Recherchen, die seinem Buch „Tilley – The Versatile Vapour Lamp“ zugrundeliegen, wurden AL 21 nicht nur von Eisenbahngesellschaften oder allgemein als Hand- und Inspektionslampe eingesetzt, sondern hatten auch ihren Platz in der Theaterwelt und sogar in der Filmindustrie.

Ihre Geschichte

Der Vorbesitzer hat sie aus der Hand seines Vaters, dieser wiederum von seinem Vater. Also letztendlich vom Großvater geerbt, welcher Wärter bei der Deutschen Bundesbahn war. Warum nun die Deutsche Bahn englische Lampen benutzte, mag sich daraus erklären, daß diese Lampe aus dem Saarland stammt, welches ja bis zum Ende der 1950er-Jahre politisch und wirtschaftlich zu Frankreich gehörte, so daß letztendlich über die SNCF (Societé Nationale de Chemin en Fer = Nationale französische Eisenbahngesellschaft) solche Lampen aus Großbritannien beschafft wurden. Auch das THW hatte übrigens diese Modelle im Einsatz.

Wie dem auch sei – ich wurde angeschrieben, ob ich Interesse an dem Stück hätte. Dem Besitzer war es ein Anliegen, diese Lampe in kundige Hände zu geben. Ich denke mal, hier wurden sie gefunden. ,-)

Viel mehr Einzelheiten kann ich nicht berichten; eher vielleicht ein paar Fragen aufwerfen...

Warum hieß dieser Lampentyp AL? Es gab FL, FloodLights; IL, Indoor Lamps; OL, Outdoor Lamps; SL, Search Lights... Die AL 21 wurde als Inspection Lamp geführt. Wie ist diese Namensgebung mit ihren Kürzeln zu erklären, zumal es ja auch etliche andere AL-Typen gab... AL 10, AL 11 (gilt als Vorläufer der AL 21), AL 15?

AL 21 bei Ankunft

Was war zu tun?

Eine ganze Menge. Der vordere Teil um Brenner und Reflektor herum war ziemlich verrostet, am hinteren (Tank-)Teil ging es eigentlich noch. Die Dichtungen und Ventileinsätze waren hin, und am Control Cock hat offenbar schon über lange Jahre eine undichte Lötnaht dafür gesorgt, daß alle Teile unterhalb des Vergasers von einer zähen Teerschicht überzogen waren.

Die Aufkleber an der Rückseite waren noch sehr gut erhalten, so daß ich diese schonen wollte. Ich entschloß mich also dazu, das Vorderteil der Lampe zuerst in Natronlauge von Schmutz und Lack zu befreien und anschließend in kochender Citronensäure zu entrosten.

Der hintere Abschnitt wurde „selektiv“ um die Aufkleber herum mit Abbeizer eingepinselt und der gelöste Kram entfernt. Roststellen habe ich abgeschliffen, und nachfolgend wurde mit Thermo-Einbrennlack (bis 400°C) lackiert – an der Tankrückseite mit spitzem Pinsel und zittrigen Fingern um die Aufkleber herum ,-)


AL 21 blank

Das Resultat ist hier zu bewundern: Links der vordere Käfig, der Klappdeckel und der Scheibenhaltering; in der Mitte der Tank in Rückansicht und schließlich rechts der Tank von vorne. Unten ist der Schraubsockel für den Control Cock zu erkennen.

Tilley® Vorwärmklemme

Hier sehen wir die Vorwärmklammer, wie sie bei Tilley®-Lampen üblich ist: Eine Stahldrahtfeder mit zwei Halbschalen und Griffplättchen aus Aluminium. In den Schälchen befindet sich Asbestdocht (kann man auch durch Glasfaserschnur ersetzen). Diese Apparatur wird in Brennspiritus getränkt und...


AL 21 beim Vorwärmen

...auf den Vergaser der Lampe geklemmt. Zur Inbetriebnahme wird die Tanklentlüftung (große Rändelmutter an der Pumpe) zugeschraubt und der Control Cock durch Rechtsdrehen geschlossen.

Nach dem Anzünden der Vorwärmklammer brennt diese etwa 2-3 Minuten. Wird die Flamme deutlich kleiner, wird der Control Cock durch Linksdrehen geöffnet und langsam ein paar Pumpenstöße gegeben. Zitat aus dem Aufkleber: „LAMP SHOULD LIGHT WITH A 'POP'“.

Dann wird weiter aufgepumpt, bis das Stiftmanometer an der Tankrückseite bündig mit dem Rand ist. Bei meiner Lampe scheint das Manometer einen Schaden erlitten zu haben; der Stift kommt extrem früh heraus, wenn der Betriebsdruck noch nicht annähernd stimmt.


AL 21 leuchtet

...und sie leuchtet! Hier für das Foto etwas gedrosselt; es ist sonst schwierig, eine saubere Belichtung hinzubekommen.

Die AL 21 hat im Prinzip den gleichen Brenner wie andere Tilley®-Laternen und Lampen, z.B. X246B oder FL 6, also rein vom Glühkörper her eine Lichtabgabe von ca. 300 CP. Durch den Reflektor ergibt sich hier aber nach Werksangaben ein Lichtstrahl von „2000 reflected candle powers“.

Wer als Bahnwärter oder Tunnelinspekteur mit dieser Lampe längere Zeit unterwegs war, wird wohl nach Feierabend von einem „Tag der langen Arme“ gesprochen haben, denn die AL 21 wiegt leer 3,7 kg – voll betankt also ca. 4,5 kg.

Länge: 240 mm
Breite: 200 mm (über Armaturen)
Höhe: 310 mm
Füllmenge: 1 Liter (Petroleum, Diesel oder leichtes Heizöl, wenn's nach der Schweizer Armee geht)

AL 21 silberNachtrag #3 (10.04.2016)

Vor einigen Jahren erwarb ich einen zweiten AL 21 (inzwischen allerdings eingetauscht gegen einen Kocher Coleman® Sportster 502), der in Originalverpackung und mit etwas Zubehör zu mir kam. Ein Original-Fülltrichter, zwei Original-Gläser mit Vorwärmklemmen und eine stabile, kleine Holzschatulle mit Schnappverschluss waren dabei.

In der Schatulle befinden sich einige Original-Glühkörper, ein kompletter Brenner mit Luftröhrchen, ein Vergaser und ein Pappbriefchen mit einem Satz Dichtungen.

AL 21 KartonTilley SpiritusglasAL 21 Schatulle