Odinbrenner

Der Wikinger

Typ: Odin-Brenner 20''' mit Hebebühne von Carl Holy, Berlin, hier in der Export-Variante

Baujahr: Keine Ahnung. Sagen wir mal so: Anfang 1900 war er in der Fachliteratur jedenfalls bekannt.

Namensgebung: Die Winkinger haben doch auch immer Feuer gemacht und an ihrem Runenstein mit Odin geschnackt. ,-)

Anschaffung: 14.02.2010, Antikmarkt in der Dortmunder Westfalenhalle

Zustand: Komplett, dazu Vasenring und Kugelträger, ungebrannt. Daß für den Zehner, den ich geben sollte, kein Docht inclusive war, ist ja schon fast eine Frechheit. ,-)

Besonderheiten

Brandscheibe

Wenn man ihn mal hochnimmt, bemerkt man schon die erste: Das ist ein richtig massereicher Haufen Buntmetall, den man da in der Hand hat. Allein die Brandscheibe wiegt wahrscheinlich mehr als manch ein billiger 10'''-Rundbrenner... Der dazugehörige Vasenring ist im Gegensatz zu heute erhältlicher Ware nicht gedrückt oder gewalzt, sondern aus dem Vollen gedreht. Ein sauber und geschmeidig arbeitender Dochttrieb mit Zahnstange rundet das Bild eines hochwertigen Flammscheibenbrenners ab.

Erwähnenswert noch: Ein normaler 20liniger Docht hat 90mm Breite. Damit kommt man hier nicht aus, 101mm Breite sind erforderlich. Die übrigen Maße, nämlich 39,5mm (14''') Gewinde für den Vasenring und 65mm für einen 20'''-Zylinder stimmen.

Laut „Die deutsche Lampe in Wort und Bild“, 1911 von Jacques Goldberg, ist ein Stufenzylinder erforderlich: Dieser geht über der Flammscheibe direkt vom Steckdurchmesser in den Abzugdurchmesser über, ohne Einschnürung wie bei der Kosmosform, aber auch nicht mit schräger Schulter allmählich verjüngend. Der Odin-Brenner arbeitet jedoch auch mit einem bauchigen Matador-Zylinder zufriedenstellend.

Nachfolgend gezeigt einmal die Mechanik des Brenners: Die Zahnstange bewegt über die zwei seitlichen streben eine gezahnte Scheibe, die in den Docht eingreift, so daß er mit dem Triebrad verstellt werden kann. Alles macht einen sehr wertigen und massiven Eindruck.

Dochttransport

Seine Geschichte

Hier kann wohl nichts anderes passiert sein, als daß er – fachgerecht verpackt und gelagert – viele, viele Jahre unbenutzt und fast schadlos überstanden hat. Gut, das Brandrohr ist an einer Stelle ein wenig verformt, aber „Eckat, sossu meckern?“ Keine Korrosion, alles vorhanden und beweglich; das trifft man bei Stücken dieses Alters doch selten.

Was war zu tun?

Docht einsetzen

Zylinder besorgen aus der Grabbelkiste holen, einen Docht zurechtmachen – ich habe einen 120mm-Docht schmaler geschnitten und den Schnitt mit Nadel und Faden versäubert – und einziehen. Aber wie? Der Docht muß ja so eingefädelt werden, daß die Zahnscheibe eingreift. Das geht aber weder in höchster noch in tiefster Stellung des Dochttransports. Dann bekam ich den Tip, doch das Oberteil des äußeren Brandrohres abzuschrauben. Sowas hatten wir doch hier schon einmal...

Damit sich an der Stoßkante kein Spalt ergibt, durch den Falschluft kommt und die Flamme einseitig spitz formt, nähe ich den Docht an der Oberkante gern mit ein paar Stichen zusammen. Bei Brennern mit einfachem Zahnradtrieb verbessert dies auch die Gleichmäßigkeit des Transports.

GroschenstopfenDa seitlich belüftet, läßt sich dieser Brenner auf jeden Tank mit 14'''-Gewinde und ausreichender Tiefe für den Zahnstangentrieb montieren. Glücklicherweise hatte ich gerade noch einen Messingtank mit Fuß bei der Hand, dem allerdings der Einfüllstopfen fehlte. Irgendwann war dieses Teil mal von irgend einem Vorbesitzer elektrifiziert worden, und die Schnur wurde durch die Füllöffnung in den Tank geführt – Verschlußstopfen also überflüssig. Bis ich was Geeignetes finde, tut's erstmal ein geschnitzter Korkstopfen, auf den ich mit Zweikomponentenkleber einen Groschen geklebt habe.

 

Er mag übrigens kein hochgereinigtes Petroleum, sondern eher das einfache oder Grillanzünder. Bei hochgereinigtem Stöffchen verbrennt er eindeutig Docht. Das mag daran liegen, daß es diesen Brenner vermutlich in zwei Ausführungen gegeben hat: Für amerikanisches und russisches Petroleum bzw. Solaröl, das kohlenstoffreicher war und somit mehr Luft zur vollständigen Verbrennung benötigt. Wenn man Vergleiche anstellt mit entsprechenden Varianten des Volksbrenners von Carl Holy, so erkennt man auch hier eine geschwungene, weite äußere Luftführung, die wohl eben das benötigte Mehr an Sauerstoff zur Flamme führt.

Die bei Flammscheibenbrennern gerne gezeigte tulpen- oder halbkugelige Form der Flamme ist mit den verfügbaren Brennstoffen auf Dauer nicht zu halten, und Mischungen mit Terpentin oder ähnlichem möchte ich mir im Haus ersparen. Gutes Licht (und Wärme) erzeugt dieser Brenner auch so allemal.