Hugo Schneider No2 mit Schirm

Pömmel-Lampe

Typ: Hugo Schneider® N°2 Spiritusglühlicht, ca 40-50HK

Baujahr: Ca. 1920-1930

Namensgebung: Ein Mit-Hobbyist schrieb mir, als der Schirm fertig war: „Paß auf, daß die Pömmel nicht hochfliegen!“ ,-)

Anschaffung: April 2005

Zustand: Komplett bis auf den Schirm und natürlich den Glühkörper, dafür aber mit einem riesigen Schirmreifen Ø30cm)

Besonderheiten

Es handelt sich hier (wie bei der Titolandi) um eine Vergaserlampe mit drucklosem Tank. Der Brennstoff wird durch einen Docht emporgesaugt, durch die Verbrennungswärme verdampft, tritt durch die Düse aus und vermischt sich mit Luft. Es ergibt sich eine Bunsenflamme, die den Glühkörper beheizt. Eigentlich ist dieses die genialste Umsetzung des Glühlichtprinzips:


Hugo Schneider No2 Galerie mit Prägung

Ihre Geschichte

Diese Lampe hat – endlich mal wieder – eine Vorgeschichte, die auch recht romatisch klingt:

Sie gehörte einem alten Dorfschuster aus Teltow, der im letzten Jahr [2004] im Alter von 90 Jahren verstarb. Er hatte diese Lampe von seinem Vater geerbt.

Wie viele Schuhe vor einigen Jahrzehnten im Licht dieser Lampe wohl entstanden bzw. repariert worden sind...?


Hugo Schneider No2 Glühstrunpfmontage

Was war zu tun?

Zuerst einmal stand die grobe Reinigung auf dem Programm, danach ein Testlauf ohne Glühkörper und Zylinder. Die Flamme brannte zuverlässig und ordnungsgemäß in der erwarteten Form.

Ein gerader Zylinder mit 48mm Durchmesser war schnell gefunden, und was die Glühstrumpffrage betrifft, verwende ich hier das gleiche Patent wie bei der Titolandi mit dem Spieß und dem umgekrempelten 500HK-Glühkörper. Die Montage erfolgt wie dort beschrieben – allerdings passen hier die Socken mit der Drahtklemme nicht; es muß einer mit offenem Anbindefaden sein.

Das mag von der Lichtausbeute her suboptimal sein, ist aber einfach zu handhaben und im Gegensatz zu den oft empfohlenen Gasglühstrümpfen einfach stabiler und vor allem günstiger zu beschaffen.


Hugo Schneider No2 beim Vorwärmen

So konnte denn die erste Inbetriebnahme erfolgen. Das nebenstehende Bild zeigt den Anlaßvorgang; die Vorwärmflamme brennt noch (unten zu sehen) und die Hauptflamme zündet gerade. Man sollte wirklich darauf achten, daß sich mindestens einen Meter über der Lampe nichts Brennbares befindet, denn die Vorwärmflamme schießt ganz schön hoch hinaus.

Bedienung

Mehr ist nicht zu tun. Durch Verstellen des Ventilschiebers läßt sich die Lampe sogar dimmen. Zum Auslöschen wird er einfach bis ganz nach links geschoben.

Fertige Glasschirme (Vestaschirme) in dieser Größe sind nicht eben billig; die Lampe selbst hat mich nur die Hälfte gekostet... Also beschloß ich, einen Kartonschirm selbst zu bauen. Ein Gestell habe ich aus Kupferdraht gebogen und weichgelötet. Dann ging es an die Berechnung der Abwicklung für den Karton (Danke an die Jungs im Forum!). Den ausgeschnittenen Bogen habe ich mit Wäscheklammern am Gestell fixiert und dann zuerst die Unter-, dann die Oberseite per Kettstich mit stabilem Faden am Draht befestigt. Dann kam die Borte – und mit ihr der Spruch von den „Pömmeln“ ,-)

Erik Leger hat ebenfalls eine solche Lampe und einen Bericht mit vielen Bildern darüber ins Netz gestellt.


Nachtrag #1 (24.07.2007)

Hugo Schneider N°2 alter Docht

Die Lichtabgabe dieses Brenners ließ kontinuierlich nach. Nadeln der Düse (was bei der zugrundeliegenden Konstruktion nicht „mal so eben“ im Betrieb geht) brachte keine Erfolge mehr.

So entschloß ich mich schweren Herzens, doch mal den Docht zu ziehen. Ich wußte ja nicht, was mich erwartet und ob ich die Sache reparieren bzw. reproduzieren könnte. Vorsorglich habe ich vor dem Ausbau die Dochtenden nachgezählt. Außen kam ich auf 100 Fäden, der innere Bereich zählte 106 Fäden. Der Logik nach ist der innere Bereich tonangebend, denn gerade die äußeren Fäden leiden unter dem Ein- und Ausschrauben in den Vasenring; sie scheuern am Gewinde und reißen irgendwann ab.

Daß das hier links gezeigte Gebilde, verkohlt und von einem vor Rost aufgequollenen Stützrohr gehalten, keine rechte Förderleistung mehr erbringen konnte, ist augenscheinlich.


Gitter und Dichtlage

Ferner kamen beim Reinigen des Brenners ein geformtes Gitterstück (Flammrückschlagsicherung?) sowie Fetzen eines Baumwolldochtes hervor. Letzterer diente wohl dazu, den „Dochtzopf“ gasdruckmäßig abzudichten. Meine Versuche, dies 1:1 nachzubauen, schlugen fehl...

Dazu später.


Docht: Alt gegen neu

Nachmessen ergab, daß auf einem Brett zwischen zwei Nägeln im Abstand von 30 cm eine neue Dochtpackung erstellt werden konnte. 53 Windungen (Topflappengarn, weiß, gebleicht) ergeben 106 Enden; durch ein Rohr gezogen und umgeklappt kam ich so auf 106 Schlaufen außen wie innen. Das Rohr... ja, da war so ein Fragment zu sehen, dessen Außendurchmesser gerade noch mit 15mm festgestellt werden konnte. Dieses Rohr, um welches die Dochtschlaufen umgeklappt werden, hat sicherlich keine brenntechnische Funktion – macht aber eine Stopfgabel überflüssig. Ein bei dieser Dochtdicke nicht zu unterschätzender Vorteil.


Neuer Docht mit Kupferrohr

Na, da nehm' ich doch ein Stück 15er Kupferrohr! Die Schlaufen eines Endes auf einen Zugdraht gefädelt und ab durch das (laternich sauber entgratete) Rohr; soweit, daß die umgeschlagenen Schlaufen so lang waren wie die direkt herausstehenden. Stichwort Manta-Palme. ,-)

Was da als Fragment eines Dochtes im Brenner steckte, muß wohl eine Umhüllung der „Sauggarnitur“ gewesen sein. Also habe ich aus meiner Grabbelkiste einige alte Dochtstücke hervorgekramt. Den am besten passenden habe ich mit Zwirn zusammengenäht als Ring um die gesamte Stopfung gelegt.

Ich sage es vorweg: Spart Euch die Aktion. Es hat nicht funktioniert.

Nach wenigen Minuten Brenndauer wurde der Docht am unteren Ende des Brenners sehr warm, und es waren beim Rausziehen Dampfschwaden zu beobachten – jawoll, genau da, wo die Naht des umhüllenden Dochtes lag. Vielleicht wäre ein passendes Stück Schlauchdocht besser gewesen, hatt' ich aber gerade nicht da.

Und was nehm' ich Depp ausgerechnet Kupferrohr... ist doch klar, daß das mit seiner Wandstärke und überhaupt aus Kupfer ein prima Wärmeleiter nach unten ist.


Docht mit Weißblechhülse

Neues Spiel, neues Glück! Die Hülse habe ich diesmal aus einem Streifen Weißblech (von einer Terpentinflasche) zusammengelötet, das 15er-Cu-Rohr diente immerhin noch als Schablone. „Pi mal Daumen“... die Wandungsdicke des Cu-Rohres gegenüber einem Streifen Weißblech... hmmm... gnarf... tü-tüterüü... Also, ich hab' noch 10 Windungen auf der 30cm-Schablone dazugegeben.


Mantapalme

Die Enden umgeschlagen, gleichmäßig verteilt – und rein in die Marie! ,-)

Ein Brennversuch ergab: Zu wenig Docht im Rohr. Die Druckabdichtung in Richtung Tank funktionierte nicht, es blubberte wieder. In Erinnerung an den umgebenden Docht habe ich das gesamte Stopfbündel kurz vor dem oberen Ende mit einer Lage, ca. 20 Windungen, desselben Baumwollgarns straff umwickelt. Hiervon habe ich kein Foto, denn nach der Paßprobe wollte ich dieses Gebilde nicht wieder herausziehen...


Ich kann nur jedem, der an einem Spiritus-Glühlicht den Docht wechselt, zu folgenden Kontrollmaßnahmen raten:

Das Diffizile an diesen Brennern: Der Docht muß ausreichend fördern, darf also nicht zu stramm gestopft sein. Er ist aber außerdem als einziges Mittel auch die Dichtung gegen ausströmende Gase in Richtung Tank, darf also auch nicht zu locker gestopft werden. Wenn der Spiritusdampf in den Tank drückt, ist das nicht lustig. Erstens fehlt die Leistung, die nach unten abpfeift, an der Düse. Zweitens wird dadurch der Tankinhalt erwärmt, und da kann es durchaus mal ein PUFF! geben.

Nachtrag #2 (02.12.2009)

Besserer Glühkörper für diesen Brenner

Coleman® SchlauchglühkörperMeine bei der Titolandi angewandte Lösung für Glühkörper ist beim HS N°2 suboptimal. Der Glühkörper ist an sich schon zu kurz – besonders unten ,-) – und pilzt auch noch auf. Ich hatte zeitweise schon ein Blinklicht, weil der Socken im Gasstrom periodisch wackelte... Gut, man kann die Gabel kürzer machen und den Socken tieferlegen, aber der untere Durchmesser haut dann trotzdem nicht richtig hin. Und letztens kam mir ein Geistesblitz:

Die Coleman® Northstar hat doch so einen langen Schlauchglühkörper...

Gesägt, tun getan!

MagnesiaringPraktisch ist es, wenn man z.B. von einem Veritas® G916 den Magnesiaring (als oftmals einzig Überlebenden nach wenigen Minuten) hat. Dann kann man, wie gezeigt, den Schlauchglühkörper einfach mit dem „Schnellanschluß“ befestigen: Ein bißchen zusammenbiegen und aufklemmen. Ansonsten halt eine Drahtschlaufe basteln. Ja, man braucht fast die gesamte Länge des Glühkörpers, also wirklich bei der ersten Ausbauchung abschneiden. Wenn er abgeflammt und einmal gestartet wurde, kann man ihn mit einem Gasbrenner noch ein bißchen in Form bringen (Spiritusglühlichtern fehlt dazu meist der Gasdruck), wenn nötig:

Glühkörper kalt und in Betrieb Einen Brenner sicher so befestigen, daß die Flamme nach oben geht. Auf kleiner Stellung anwerfen, die Glühkörperkonstruktion am Haltebügel mit einer Zange seitlich (sonst Brandblasen!) fassen, über den Brenner stülpen und Gas geben, den Strumpf dabei ein bißchen auf- und abbewegen, bis er gut geformt ist: Unten möglichst glatt schlauchförmig, oben erst zulaufend. Das ist ein bißchen Gefühlssache, der erste Versuch geht vielleicht auch schief. Aber es lohnt sich.

Wie man sieht, hängt diese Machart sauber und glatt; umschließt unten den Brenner, ist dadurch stabil und hat auch fast über die gesamte Höhe guten Flammkontakt und somit gute Lichtausbeute. Eine „Fälschung“, wie sie eigentlich kaum noch besser sein kann.